... inspiriert von Georges Perec "Warum gibt es keine Zigaretten beim Gemüsehändler" ... beeinflusst von einem Mischgetränksversuch gegen Regelschmerzen (Connemara Irish Whisky, Campari, Mandarinensaft) ... erinnert an alle Postkarten, die ich in meinem Leben geschrieben haben könnte ...

Deutsche Bundesbahn. Als sie noch so hieß. Westdeutschland. Um die 1978.
Was haben wir uns geschämt! Die Leute aus dem Nachbar-Schlafabteil haben angeklopft und hielten uns bestimmt für Kinderschänder. Der Schaffner hat uns angeschnauzt. Zum Glück mussten wir nicht draufzahlen. Das Kind hat die ganze Nacht von Stuttgart bis Husum durchgeschrien. Das Meer haben wir nicht gesehen. Ging kein Bus hin. Viele Störche, Schafe, grüne Wiesen und … Regen. Schöne Urlaubsgrüße aus Norddeutschland, Eure Lustnauer Nachbarn.

Landesgartenschau, Freiburg, Neunzehnhundert-vor-der-Wende und Tretbootfahren am Titisee. Nicht Tittensee. Das Kind ist außer sich. Die Platzangst im Zug hat sich gelegt. Mehr als Sonderzug-Tagesausflüge nicht drin, seit wir das Haus haben. Bauzinsen steigen weiter. 12 Prozent. Schönes Programm für einen Sonntag. Es war eine Dampflokomotivfahrt. Hat ganz schön Dampf abgelassen den Schwarzwald hoch.

1984. Skikurs Albstadt – Genkingen. Den ganzen Bus vollgekotzt. Die Lust vergangen mit dem Skiclub Steinlach. Pflugbögen Fahren öde. Der Axel ist schon bei den Fortgeschrittenen. Klar. Der hat ja auch nicht den Bus vollgekotzt.

Sparkassenausflug zum Europapark Rust. 1990. Mit der Daniela vom Metzger. Die zukünftigen Kunden für einen Baukredit und Minuszinsen muss sich die Provinzbank schon früh anwerben. Wildwasser war ganz nett. In die neue Dunkelkammerachterbahn zum schwerelosen Halbverdautem verteilen haben wir uns nicht getraut. Sowieso ewig anstehen. Da geh ich in meinem Leben nie wieder hin!

Mein erster Schwedenurlaub.
Haben sie rumgekriegt. Unsere Eltern. Sind zu viert 12 Stunden im roten Ford Escort ohne Klimaanlage, jede mit einem Sack Bettwäsche auf dem Schoß zuletzt über Landstraße zur Fähre nach Travemünde gefahren. In Trelleborg (Nordeuropa) das erste Mal in meinem Leben Palmen gesehen – in überdimensionalen Blumenkübeln am Hafen. Im Winter werden die mit Traktoren ins Gewächshaus gekarrt. Posieren jetzt vor einem Halmstad Straßenschild wie Roxette einmal in der Bravo. Papa hat Komplexe sich a den Strand zu setzen, könnte sich ja ein Sandkorn in seine schwäbische Landmode Unterhose verirren. Bei der Post gibt’s Roxette-Briefmarken. Unser Ferienhaus in Blekinge in der Pampa. Glas- statt Porzellanteller. Ich entdecke Bootlefahren als neue Leidenschaft und mache meine erste Frau-über-Bord Übung überhaupt. Bin zum Schock meiner Dort-wo-man-noch-stehen-kann-schwimmen-Eltern ganz schön tief ins braugrüne Ungewisse abgesunken. Und wieder aufgetaucht;-)

Meine erste Flugreise. Mit Schwesterherz. 1993. Stuttgart – Stockholm. Wohnen auf einem Dreimaster, eine Amerikanerin hält mich für die Ältere. Nahmen uns die Stockholmcard. Besuchen alle gefühlt 150 Museen. Was zahlt isch, isch zahlt. Beim Stockholm Water Festival gabs eine Flugschau. Der Flieger stürzte dann ab. Nicht auf uns auf der Tribüne auf Riddarholmen, sondern auf Långholmen.

Im Land der tausend Möglichkeiten. Touri-Van karrt uns in 7 Tagen von LA über Grand Canyon nach San Francisco. Freunden uns mit zwei Gruezi-Mitanand’s von der Gentleman-Schule us der Schwyz an, sind genervt von dem Düsseldorfer Schnösel, die bayrischen Cowgirls aus Passau haben’s ihm eher angetan. 3 Koreaner bekochen uns in der Wüste (Lake Havasu) mit scharfem Zeug. Reis hilft. Der Hooverdam ist auch 1996 nicht voll und damals schon America First im Wasserverbrauch. Wundern uns über das sinnlose Pflanzenbewässerungssystem in Palm Springs, bei dem das Wasser schon in der Luft verdunstet bevor es den Boden erreicht.

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