Ludwigshafen. Weihnachtsmarkt 2006. Warum auch nicht mal nach LU zur alljährlichen, pseudo-besinnlichen Freiluft-Massengastronomie. Glühwein gibt’s überall – die Erwartungshaltung ‘Suche selbstgebasteltes,schadstofffreies Holzspielzeug – Rohstoff aus ökologisch-kontrolliertem deutschen Mischwald’ bestand nicht.
Etwaige schöne Seiten Ludwigshafen wollen von mir noch entdeckt werden, das diesjährige Glühwein-Bratwurst-Käthe-Wolfahrt-Ereignis der beiden anderen Rhein-Neckar-Delta-Städte war schon erprobt. Also – Ludwigshafen -Entdecke die Möglichkeiten.
Und wieder – nichts für die Weihnachtsmarkt-Städte-Tassensammlung. Solange kitschig bemaltes 50-Cent-Keramik mit würzigem Alkoholgemisch Hände und Körper wärmt, steht man auch gerne mal neben Hartz-IV-Empfängern an Stehtischen und beobachtet die Ratten, die sich auf Ludwigshafens Betonpflaster zwischen Würstchenverkauf A und Glühweinausschank B tummeln. Verzichtet aber gerne auf die uns angebotene Glühweinstand-Kundenkarte – ’10-Glühwein-und-einen-umsonst’.
Es gibt Feuerzangenbowle. Wir wagen es. Feuerzangenbowle-Tasse mit Punsch +++ Würfelzucker +++ 58%igen Rum drüber +++ anzünden +++ Die Verkäuferin meinte es gut mit uns: Noch ein paar Schuss Rum extra für die U-Ein-Meter-Vierundsechzigs…‘sonst brennt des net’…ihr Kommentar dazu.
Mit den brennenden Tassen auf dem Tablett landen wir am Stehtisch von Hans. Hans nennt uns prompt zwei harte Feger bei Sichtung des brennenden Tasseninhalts. Hans ist Schwabe. Sagt er. Diese Tatsache entlockt ihm mehr Details (die wir nicht wirklich wissen wollten) und mir meinen schwäbischen Dialekt. Er redet irgendwas, aber kein schwäbisch. In der Palz sei er Pälzer. Das läge an seiner Frau, mit der er seit 10 Jahren verheiratet sei. Hans hat einen Kumpel. Hans’ Kumpel kann seine Glühweintasse nicht mehr richtig halten. Die Suppe landet zum Teil auf uns. Wir müssen weg. Hans’ Kumpel läuft hinterher. Ihm war das peinlich. Entschuldigt sich. Anständige Leute. Wirklich.