entfesselter phosphor des abends

plapperlaplapp

noch immer sage ich die gleichen worte
noch immer fasse ich nichts kann ich nicht halten
was so unsäglich vorüberzieht

Kulturbanausin war zum dritten Mal innerhalb vier Tagen auf einem Konzert. Beim Konzert meines lieben Compañero de Trabajo. Ich geh gern dahin. Weil, so die Aussage meines Begleiters, man sich danach selbst auf die Schultern klopfen kann, dass man bei so einem Konzert war. Neue Musik. Nicht so Mozart-Beethoven-Trallala, sondern richtige neue krasse E-Musik. Gespielt von richtig netten jungen Talenten, die man wegen ihrer Professionalität bewundert, und deshalb klatscht. Und nicht, weil man sich gerade so richtig hat entspannen können… bei DEN Klängen, Geräuschen, und der immer wieder aufkommenden Freude, wenn man gerade für drei, vier Töne eine Melodie hat erkennen können.

ich senke ich hebe
die stimme winke mit beiden händen wie wild
während rings in dünsten von flammen geht aller
entfesselter phosphor des abends und manchmal
lautlose grelle ungeheuer stehn in mir auf

in meinem tiefsten ICH … die Ungeheuer erweckt … bei dem Stück Schwarze Stille. Es war alles andere als Stille. Und Meditationsmusik ist nicht zu verwechseln mit musikalischer Meditation, die dieses Stück angeblich war…“musikalische Meditation über die Frage nach dem Verhältnis von innen und außen, der Frage des philosophischen Verhältnisses zwischen der Gehör- und Sprachlosigkeit eines Partiturbildes und seiner klanglichen Realisierung.
Der Komponist von heute ist ständig auf der Suche, Partiturbilder für emotionale, geistige und soziale Vorgäng zu entwerfen.
Diese Arbeitsweise im Sinne einer permanenten Grenzausdehnung macht ihn deshalb zum potenziellen Aggressor gegen all diejenigen, die genau dieses
Durchbrechen aus gesellschaftlichen Opportunitätserwägungen um jeden Preis verhindern wollen.

ich suche den sommer in der dunklen diktion
meiner worte und heiß fällt der abend
herab
von blutigen horizonten
fällt abend und läuft mir davon

[ aus einem Gedicht von Wolfgang Hilbig ]

Auf dem Heimweg gönnte ich mir dann doch wieder was leichtes. Gesprochene Popmusik. Mit lustigen, romantischen Texten. Ja!

Diese Stücke sind ganz sicher künstlerische Hochleistungen. Analogien zu Hurz rein zufällig…