Eröffnung der Rennradsaison. Wiehießernoch?, Helmfried und Ichohnehelm fahren die Windschatten-Übungsstrecke am Altrhein. In der Ferne quält sich ein einsamer Rennradler mit Rucksack, den wir nach wendigen Minuten einholen. Beim Vorbeifahren versuche ich die Bereitschaft des Überholten mit dem Triathlonlenker für meinen Motivationsspruch – Komm bleib dran, wir ziehen dich! – zu erkunden. Der Mann, schätzungsweise zwei Jahrzehnte älter als wir Jungspunde um die Vierzig, zeigt mit angestrengtem auf den Asphalt Starren diese Bereitschaft nicht. Also halte ich meine Klappe. Als sich Wie-hieß-er-noch zur Erholung hinter mir einreiht und Helmfried im Wind fährt, bemerke ich unseren neuen Hinterradlutscher. Kein Problem für keinen von uns. Helmfried fährt seinen Abschnitt und schließlich bin Ichohnehelm an der Reihe. Nach etwa zehn Kurbelumdrehungen werde ich vom eisernen Triathlonlenker wortlos überholt. Die Führung der Truppe übernimmt nun er, vielleicht als Geste der Dankbarkeit, dass er sich, als meine beiden mitfahrenden Männer anführten, so gut erholen konnte. Aber das Spiel hatte er offenbar noch nicht verstanden. Seinen dürren Beinchen nach zu urteilen ein Triathlet. Einzelkämpfer. Aber opportunistisch. Seit mir mein kürzlicher Couchsurfer fünf Ausgaben der Männer-Bravo (Men’s Health) überlassen hat, ist mir einiges klarer geworden. Deshalb dachte ich mir – soll er doch – wo’s für Männer schon der absolute Stress ist, wenn der Kumpel im Sport besser ist, braucht nicht noch eine Frau daherradeln. Also hab ich mich weiter mitziehen lassen. Der Triathlonlenker zog die Geschwindigkeit um 5 km/h an. Warum? Wir blieben dran. Kurz vor der Brückenauffahrt Speyer schert er plötzlich aus. Ein paar Meter zu früh, oder wollte er im Restaurant einkehren? Ich bedanke mich lautstark. Der alte Mann dreht sich um, lächelt und wir hören das erste Mal seine Stimme. Er wirkt wie im Delirium. Und fährt in eine Hecke.