Das Salzwassernasen-COVID19-Antigen

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“Do you speak portuguese?” fragt uns die brünette Dame in blauer Uniform mit dem geschwungenen Israel-Stern Logo des Covid-19 Testlabors des Hospital Israelita Albert Einstein im Durchgang zum Terminal 2 direkt neben dem ökumenischen Gebetsraum im Flughafen Guarulhos Sao Paulo. Nein? Dann komme gleich jemand, der uns auf Englisch etwas erklärt. Was erklärt? Is there a problem with our Antigen Tests?

Der Tag fing schon nervös an. Um ausreichend Zeit für das Testergebnis für unseren Rückflug nach Deutschland zu haben, wofür entweder ein maximal 24 Stunden alter Antigentest, oder ein bis zu drei Tage vor Ankunft in Deutschland abgelegter RT-PCR Test vorzulegen ist, negativ versteht sich, haben wir Rodrigo auf 8 Uhr nach Ubatuba bestellt. In dem Städtchen 3-4 Autostunden vom Flughafen entfernt gibt es keine uns bekannte Testmöglichkeit, und wenn man den Test auch für angemessene Gebühren (35 Euro für den Antigentest, 55 für den RT-PCR) am Flughafen machen kann, sollte das genügen.

Rodrrrriiiigoooo - wo bleibst duuuu?

Doch der sonst sehr zuverlässige Rodrigo mit der deutschen Oma lies auf sich warten. Komisch. 8:25 erhalten wir die Nachricht, er sei auf dem Weg. Um 9 Uhr war er dann da. Für Ubatuba sind 14°C ungewöhnlich winterliche Temperaturen, und sein neuer Chevrolet sprang mit dem billigeren Sprit “Ethanol” wegen der Kälte nicht an, während der Gasolina-Reserve-Tank gerade mal leer war. Das um einen Real teurere (5,34 R$) Gasolina, was ebenfalls Benzin ist, hatte er gerade nicht getankt. Also musste der Nachbar mit einem Rest Gasolina von einem Motorboot heute morgen aushelfen, damit der Motor ansprang. Wir kamen dennoch zur gewünschten Zeit, 11:45 am Flughafen an und konnten uns im nu für den Test an einem Terminal registrieren und wurden schneller als uns lieb war für den Test aufgerufen. Aus den angepeilten max. 2 Stunden Wartezeit für den gewählten Antigentest wurden 45 Minuten und wir hatten das Resultat.

Das Albert Einstein Labor fand in meinen Nasenlöchern ein schwarzes Loch! Das Antigen-Testergebnis der Schwäbin, die mal wieder am falschen Ende gespart hat: Reagente – Reactive – Positiv.
Das Ergebnis der Gattin: Nao reagente. Wir haben aus denselben Becherchen mit denselben Bombillas Matetee getrunken. Aber nur ich lerne surfen, habe gelegentlich allergische Reaktionen und hatte noch Reste des für meine sonstigen Beschwerden so heilsamen Salzwassers nach mehreren Windungen in den Wellen in der Nase.
Ein englischsprechender Kollege erklärt mir, dass mein Pass nun für die Ausreise gesperrt sei, ich mich 10 Tage in Quarantäne begeben muss und welches denn meine brasilianische Hoteladresse in Sao Paulo sei. Nao Hotel. AirBnB. Privado. En Ubatuba. Irgendwie scheinen sie das akzeptiert zu haben.
Anschließend wurde mir ein Formular unter die Nase gehalten, in welchem ich unterzeichnen sollte, dass ich mein positives RT-PCR-Testergebnis zur Kenntnis nehme und mich in Brasilien in Quarantäne begebe. No way! Ich versuche verschiedenen Mitarbeitern des Labors und zuletzt zwei Mitarbeitern des brasilianischen Gesundheitsamtes ANVISA klarzumachen, dass ich mit einem positiven Antigen-Testergebnis keinesfalls ein Formular unterzeichne, das nur für positive Ergebnisse eines RT-PCR-Tests vorgesehen ist. Und dass ich dann gefälligst einen RT-PCR-Test machen möchte, zumal der Antigen-Test zumindest in Europa eine sehr hohe Fehlerquote hat. Die Einstein-Leute beteuern die Genauigkeit ihres zweimal durchlaufenen Antigentests (für jedes Nasenloch einmal?) und überschlagen sich mit Argumenten, dass das PCR Test nun nicht mehr möglich sei, es sowieso nichts bringe, da er sicherlich auch positiv sei und nach Brasiliengesetz soundso auch ein negatives PCR Testergebnis nicht das positive Antigentestergebnis schlagen kann. Nach weiteren Verhandlungen mit schließlich einem gut Englisch sprechenden ANVISA Mitarbeiter, der mir erklärt, dass ich nach 10 Tagen Quarantäne egal mit welchem Testergebnis sicher ausreisen dürfe und ich meinen Flug dann bereits heute umbuchen könne, plötzlich ein Umschwung. Als ob mir jemand recht gegeben hätte, oder weil in meiner Akte der Nachweis der zwei Impfungen und des negativen PCR-Tests von der Einreise vorlag. Ich dürfe den PCR-Test jetzt nachholen, und wenn dieser negativ ausfalle unterzeichne er persönlich, dass ich damit ausreisen dürfe. Inzwischen waren zwei Stunden vergangen und wenn es dumm läuft, ist das Ergebnis erst nach vier Stunden, nach Schließung des Check-Ins vorhanden. Das Ergebnis war nach genau einer Stunde und 45 Minuten verfügbar und ich sitze im Flieger nach Deutschland, wo wir nun eine 14tägige – weniger komplizierte – Quarantäne antreten werden.

Läufst du noch oder e-scooterst du schon?

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Während in Stockholm offenbar schon wieder darüber nachgedacht, den E-Scooter-Verkehr wegen zu vielen Unfällen wieder einzustellen, laufen in Deutschland nach der Legalisierung die Verhandlungen von E-Scooter Verleihunternehmen (Mannheim) bzw. sind schon in Betrieb (Köln).

Als Städtetouristen finden wir das mit den E-Rollern eine tolle Sache. Wenn wir uns auch nicht ganz so super sicher fühlen auf den (im Fall von Scootern des kalifornischen Anbieters LIME) viel zu großen Rollern. Der Warnhinweis mit der Empfehlung einen Fahrradhelm zu tragen ist gut gemeint, aber wer denkt schon daran, seinen Fahrradhelm auf eine Reise mitzunehmen, die ohne Fahrrad angetreten wird?

Sehr vorteilhaft finde ich die Scooter, weil sie einem das Füßewundlaufen bei solchen Trips erspart, man dafür nur ein funktionierendes und halbwegs aufgeladenes Smartphone mit Data Roaming benötigt, eine Handvoll Apps der verschiedenen Anbieter und ein hinterlegtes Kreditkartenkonto. Man erspart sich das Beschaffen von Bargeld in Landwährung für Taxis und damit auch das Kommunizieren in Landessprache. Das kann man finden wie man will.

Bei schönem Wetter und gut asphaltierten Radwegen ohne Schlaglöcher und hohe Bordsteinkanten ist das E-Scootern eine super Sache. Was wir schon in Stockholm herausgefunden hatten, hat sich in Bukarest bestätigt. LIME sind die Teuersten. Think globally – act locally – also besser einen lokalen Anbieter wählen. Eine Autofahrt mit UBER in der rumänischen Hauptstadt ist billiger und bequemer als ein Ausflug mit einem Scooter des LIME Verleihs. Welcher sich bei den vielen Schlaglöchern und z.T. hohen Bordsteinkanten sehr unbequem erweist. Auf der Straße zu fahren lässt in der Autostadt Bukarest lieber sein wem sein Leben lieb ist. Die spärlichen Radwege beginnen manchmal mit hohen Bordsteinkanten, was das Heben des Scooters bedingt, worüber man sich dann aber gerne blaue Flecken am Schienbein durch die herumschwenkende Trittfläche des Scooters einhandelt. Der Nachteil von Scootern, deren schwerer Akku im Vorbau eingebaut ist.

Ein Spaziergang zu einem Restaurant, das sich praktisch nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite (einer vierspurigen Schnellstraße) befindet, ist dagegen mühsam, wenn man einen Kilometer Umweg machen muss, um einen Straßenübergang zu finden. Vermutlich stehen die E-Scooter genau für diesen Grund passend an Schnellstraßen, die es besser nicht an dieser Stelle überquert.

El fugitivo

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Meine Mädels haben mich heute morgen in Allerherrgottsfrühe – um 9 Uhr – vom Sofa geworfen, mir lieblos Trockenfutter in meinen Napf aus ausrangierten Tupperdosen geworfen, mein Fell hübsch glattgebürstet und mich ohne eine kleinste Chance Wasser zu lassen ins Auto gepackt und dabei was von “wir machen das alles nur für dich” und “Hundekindergeburtstag” gefaselt. Normalerweise fahren wir doch ungebürstet auf  diesen Miniplatz zu Matti, dem kleinen Scheißer, der sich immer lächerlich mit mir um die Leckerli bewirbt und immer verliert; Fe, die immer dumm rumbellt, nur mit mir spielen will und dann heult, wenn ich sie beiße; und Mila, die sich irgendwie doch sehr resistent bezüglich einer Jagdpartnerschaft verhält. Aber die blaue Kiste von Auto (die ich leider mal vollkacken musste, weil die beiden Tussen dachten, sie könnten mich – mitten in der Wurmkur – um 5 Uhr morgens zum Flughafen und zurückkarren) fuhr in eine ganz andere Richtung. Das sehe und rieche ich schon, wenn die Mädels mir das Fenster runterkurbeln damit ich mein rosa Näschen in die frische Jagdluft stecken kann. Es war Sonntag. Etwa schon wieder in die Kirche? Das war am Freitag schon so kalt und trist da drin, dass ich da nicht mehr hingehen mag, vor allem nicht, wenn draußen die Sonne scheint und drin alle weinen.

Am Eingang kamen uns schon vier von meiner Sorte entgegen. Bisschen eifersüchtig war ich ja schon, weil ich sonst immer der Schönste im ganzen Land bin. Der Pudelclub hatte drei voneinander abgetrennte und angeblich sicher eingezäunte Bereiche. Das sollte einen Podencotreff geben heute, weil der Pudelclub zu wenig Pudels hat die das Gelände nutzen. Vielleicht brauchten sie aber auch nur jemanden, der die Wiese umgräbt, oder die Zäune auf Tauglichkeit testet. Stiftung Warentest – da könnten mich meine Frauchen mal bewerben, dann könnte ich auch was zum barffen beitragen. Dachte ich und sah, wie die vier Hübschen mit ihrem Frauchen wieder abzogen, weil diese keine 5 Euro dem Pudelclub fürs Event sponsern wollte, um im Falle eines Falles ihren vier Hunden hinterherzurennen.

Nach mehrern Rückwärtsmanövern, bei denen sich mir immer fast der Magen umdreht, haben sie mich dann in einer interessanten Grünanlagengegend aus dem Auto gelassen. Da war ein Kleingartenverein der nach Tierchen roch, ein Tierheim, und – ich musste echt lachen – der Deutsche Pudelclub.  Kindergeburtstag. Echt! Kein Wunder hat mich die Lola heute morgen gebürstet. In Pudelclubs herrscht Dresscode. Da kann man nicht so out-of-bed antanzen und meinen man törnt die Mädels an.

Das Horoskop für heute: Essence: Separation, obtaining freedom

Zum Glück dachten meine Frauchen, sie müssten ja nur einem hinterherrennen und keinen vieren, und ließen mich unter Aufsicht auf den großen Platz zu den Windhunden. Weil die nur so dämlich rumstanden, dachte ich, bring ich mal Schwung in den Laden und zeige ihnen gleich mal den Ausstieg über den Grill in die Küche des Pudelclubs, wo Schinken- und Käsebrötchen für die Herrchen und Frauchen vorbereitet lagen. Das war doof, Lola hat mich gleich wieder zurück auf die Wiese verfrachtet. Zweiter Versuch. Ein bisschen das Spielkind beim Kindergeburtstag vortäuschen und unauffällig mit den Windhunden in Richtung Gestrüpp am Ende des Platzes. Da gab’s bestimmt was zum Durchschlüpfen. Der Windhund – eine echte Sissy! Hatte Schiss vorm Herrchen und ist auf Pfiff zurückgelaufen. Na denn … Mittlerweile kam die lahme Ente von Frauchen angelaufen, die gestern schon meinte, sie müsse mal wieder mit mir an der Ruckdämpferleine joggen gehen. Schaden tät’s ihr ja nicht. Immerhin hat sie heute schon mal ankündigend die Laufschuhe angezogen für den Pudelclub. Die ist aber auch so ne Nummer: macht immer eine auf Leistungssportlerin und wackelt dann so langsam vor mir her, dass man sich im Lauf die Schnauze zwischen ihren Knien kratzen kann…

Da können wir Abhilfe schaffen, dachte ich, und schlüpfte durch das Loch im Zaun auf den Feldweg, während die kleine Maroni sich noch im Gestrüpp verfing. Näänänänäänää…
Meine Mädels müssen jetzt erst wieder zurück über den ganzen Platz laufen, weil der Rest des Platzes für dämliche Pudel und Menschen ja tatsächlich eingezäunt ist. Das gibt mir 300m Vorsprung in der Freiheit! Sowas nennt man Podenco-Party. Ich bin begeistert! Meine Mädels kommen auch mal wieder in Bewegung anstatt faul auf dem Fahrrad zu sitzen und sich von mir ziehen zu lassen. Nach einer Weile sehe ich Marion die mir wild entgegenfuchtelt und meinen Namen schreit. Cool! Auf dem breiten Weg kann ich locker an ihr vorbeitraben und einen auf Personal Trainer machen. Wo anders zahlt die dafür auch noch. Unglaublich! Das Geld könnte sie besser in Putenschnitzel und getrocknete Känguruleckerlis bei Martha & Lotte investieren. Also – aufi geht’s – komm! Ein gelegentlicher Blick über meine Schulter verriet mir, ob sie ich sie noch bei der Stange halte. Kleine Challenge – wir spielen Verstecki. Einmal sinnlos über das Fußballfeld .. hihi.. Ah – und da wären wir ja wieder. Der Parkplatz beim Kleingärtnerverein. Aber unser Auto ist weg. Komisch. Sind die ohne mich weggefahren? Ich werde unsicher. Aus allen Ecken schreit’s Pepino. OK. Alles klar. Da kommt meine lahme maroni auch schon angewackelt. Nächster Warentest: der Maschendrahtzaun in den Kleingartenverein. Dipp dipp dipp. Gestripp Gestrüpp Gestrapp. Mist. Ich pass nicht durch. Und Frauchen ist mir auf den Versen. Mit Sonnenbrille durch den Dornenbusch. Ironwoman. Geht doch.  Und packt mich am Fell.

La Piscine

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Erst ohne Schwimmütze mit Startsprung ins Becken gehüpft, auf halber Bahn von der Bademeisterin dazu ermahnt und mit rosefarbener Kopfbedeckung ausgestattet,, dann vom Schwimmlehrer verfolgt darauf hingewiesen ‘ici il y a un cours’ und der Bahn verwiesen. Und schließlich langsamen Wahlrossen hinterhergeschwommen. Aber – die sind sehr höflich hier. Keine Kopfstöße mit Triathleten, riskante Überholmanöver. Wenn der Vordermann halt lahm ist, wird höflichst hinterhergeschwommen, und wenn man am Beckenrand wartet, wird man vom nachfolgenden Schwimmer gefragt, ob er vor darf…

Erlebnisse im Toulouser Schwimmbad im Centre Sportif Léo Lagrange.

die Sextante von obendrüber 

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Normalerweise gehts so gegen Mitternacht los, plus minus eine Stunde. Das ging schon eine ganze Weile so. Seit letzten Sommer, als ich mich zufällig mit Herbert, meinem Nachbarn schräg obendrüber auf dem Balkon über die von uns beiden wahrnehmbaren Geräusche ausgetauscht habe, bin ich erleichtert, dass ich mir das alles nicht einfach nur einbilde. Die Nachbarin über mir, bzw. ihr Partner, über dessen Erscheinung wir immer noch spekulieren und nur andere Hausbewohner ausschliessen können, sind  keine Schreiner, die Nachts in den Flow kommen und Designermöbel zusammenklopfen. 

Seit zwei Wochen nun habe ich nichts mehr gehört. Ein junger Mann, dem ich die Geräuschkulisse nicht zutraute und der sich letztens an meine Wohnungstür verirrt hatte, liess  mich glauben, den Rassler, wie das mein guter Freund aus dem Milieu ausdrücken würde, gibts nicht mehr. Stattdessen steht meine Nachbarin vorgestern kurz nach neun Uhr abends bei mir auf der Matte und bittet freundlich, das Wummern der Bässe aus meinen Lautsprechern doch etwas zu reduzieren, da sie gerade Besuch mit Kleinkind habe. 

Gestern nacht fand ich erst nach fünf Kartoffeln mit Frankfurter grüner Soße und einem Baileys den Schlaf, nachdem dezent von oben Gitarrenklänge in D Moll mit Selbstgesungenem ertönten. 

Heute um 23 Uhr war die Schreinerei (nach Osterferien, auch Karnickel müssen mal ruhen) wieder im Betrieb… 

Drei-Meter-Brett

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Eigentlich wollte ich zur Übung des Telefonzellenprinzips (Fasse dich kurz) nur kurz meine persönliche Enttäuschung des Tages melden: das Drei-Meter-Brett ist weg!

Dann wurde mir aber schlagartig klar, dass sich zur Generation Z oder gar Y zuzuordnende Leser dieses Beitrags mehr unter Twitter als unter einer Telefonzelle vorstellen können, die Tatsache mit dem fehlenden Sprungbrett  mit fehlender Ortsangabe keinen Informationsgehalt hat, und dieser Beitrag ein Follow-Up zu den Jumpern aus dem Jahr 2008 darstellt.

Dies will ich nun in echter, ungefilterter Plapperlaplapp-Manier in vielzähligen Halbsätzen ausführlichst dokumentieren.

In Anlehnung an die Jumper’08

Es gibt Dinge, die macht man nie wieder. Gesteht man sich als Ü30 Jährige ein. Bis man vielleicht vierzig ist.

gesellte sich heute eine bald Vierzigjährige mit dem letzten Zipfel einer vor neun Jahren erworbenen Zehnerkarte in ein Hockenheimer Spaßbad. Warum? Um auf das vor neunundzwanzig Jahren erworbene Jugendschwimmabzeichen Silber aufzusetzen und für das erfolgreiche Erstehen des gleichsilbrigen DLRG Rettungsschwimmabzeichens zu trainieren. Was bedeutet, neben albernen Schwimmübungen ohne Brille in gechlortem Nass auch noch einen Sprung aus 3 m Höhe zu wagen.  Daraus wurde nun nichts mehr. Ich nahm die Rutsche, legte mich anschließend ins Kneippbecken und dachte an die Ü30 jährige von damals, die mit Vierzig einen Ironman machen wollte.

The Oosterschelde and its underestimated tidal streams

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N 51° 36.173  E 003° 50.686′  | Marina WSV Noord Beveland . Colijnsplaat

After a month hanging around at Delta Marina on the Veerse Meer, MILVA is excited to enter new seas. The weather forecast looked reasonable to go out at 3 Beaufort with less wind expected towards the evening. MILVAs former owner Jogi joined me on the trip, as i didn’t dare to mess up the manoeuvre alone in Zandkreeksluis lock, and felt enough challenged after having again touched the ground two days before and being unable to reef the main sail. So, this time more preparation.oosterschelde 1 Beaufort

My last night’s lecture about reefing in Steve Sleight’s Complete Sailing Manual gave me some idea, that the yellow rope coming out of the boom’s end might be the solution. For the first time I prepared life jackets and life buoy to be at hands immediately in case of an emergency situation, the line bound to the bath ladder (just to avoid the crew searching for it, and finally found – throw it out without having tied the rescue line somewhere on the boat) and the main sail prepared to hoist in a reefed state. The black cloud over Kortgene made me asking the harbour master for any weather warnings, which he assured being no problem, so finally we left Kortgene at 3 o’clock in the afternoon, two hours already after low tide at the lock, which I knew would be suboptimal, but having enough wind should work out, as I only saw a difference of half a knot in speed going out the Zandkreekpassage one week before at a similar point of time. This however turned out to be a misconception. 

It is always a question in front of the locks to decide to berth on the available berths, or to make some turnarounds until the bridge and lock are going to open. As the comfortable berth was already occupied by three boats, and four more boats more or less optimally bound to the dolphins plus a big tank vessel waiting in front of the lock, the decision was easy to make, but cost in the end 20 minutes of waiting and 25 minutes to get inside and out of the lock.

It is always a good advice to keep some distance to big vessels, as the water masses moved by a starting ship’s engine make quite some turbulence, thus difficult to hold a small boat and its spreader away from the lock’s wall.

ZeelandsbrugWe left the lock and set sails to get out of the small passage with the wind coming from behind in run and broad reach direction. The maximum speed of 5.2 knots over ground we made just during this short trip, competing against bigger yachts and regretting that we had reefed the main sail. At green buoy #Z1 we turned to beam reach towards Zeelandbrug, intending to take the path on the left side of the channel along the green buoys. Zeelandsbrug zeelandbrug-8462Until a red buoy appeared and wind and boat speed decreased rapidly. After a while we reached the green buoy again but still didn’t make any progress into the intended direction towards Zeelandbrug. Checking the Navionics app on the IPad showed 2.5 knots less speed over ground than what the log instrument displayed, and revealed to us having sailed a big circle instead keeping a straight course  towards the final destination. As Freddy – le vibrateur is meanwhile running without any issue, that was finally the solution to reach Colijnsplaat harbour within the expected time around 7 p.m.

Longboardende Unschuld

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Jetzt ist es raus! Ich wurde bei meinen täglichen Vergehen erwischt! Longboardfahren auf dem Firmenparkhausdach ist offiziell verboten. Steht in der Hausordnung. Erzählte er mir. Der mickrige Mann von der Sicherheitsfirma, der jenseits üblicher Feierabendzeiten um 19:30 im marineblauen Sicherheitsaufsichtsbehördenkleinwagen auf das oberste Deck des Parkhauses angefahren kam, gerade in dem Moment, als ich ein weiteres Video im Sonnenuntergang aufnehmen wollte. Als Mitarbeiterin des Unternehmens sollte ich das wissen, wies er mich auf meine Ordnungswidrigkeit hin. Als ich in der Firma zu arbeiten begann, gab es noch keine Longboards, also konnte ich mich diesbezüglich auch nicht mit der Hausordnung auseinandersetzen, beteuerte ich meine Unschuld.  longboarding13Und überhaupt wirbt mein Arbeitgeber sogar mit einem smarten jungen Herrn in Anzug und Longboard unterm Arm auf überall in den Gebäuden verteilten Hochglanzplakaten um Softwareberater. Der Herr sei aber bestimmt nicht in einem Parkhaus abgebildet, so der Sicherheitsfuzzi. Als Nicht-Mitarbeiterin müsste er mir für dieses Vergehen auf dem fast leeren Parkhausdeck ein Hausverbot erteilen. Ich packe mein Longboard ein und warte auf den Eintrag in meiner Personalakte. Immerhin sind seit einer Woche meine Punkte in Flensburg verfallen. Dafür gabs bestimmt drei neue in Walldorf 😉

Startnummernoberarm

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Irgendwie ist das ein tolles Gefühl, mal wieder eine mit Edding aufgemalte Startnummer auf dem Oberarm zu tragen. Und morgen damit hoch erhobenen Hauptes in muskelbetontem T-Shirt durchs Büro zu stolzieren. Macht auch viel mehr Eindruck als von Segelregatten-Schotenziehen aufgerissene Finger und tut nicht so weh. Ein Gefühl von Ironman Hawaii. FINISHER! Und gar nix für trainiert – sieht man von den ganzjährigen Schwimmversuchen im Kolibakteriensee (aka Rheinauer See) mit meiner nackt am Entenscheissestrand yoga-sonnengrüßenden Badefreundin mal ab.
Niemandem braucht man zu erzählen, dass die Nummer beim Mannheimer Swim&Run im Stollenwörthweiher abgezogen wurde. Und dass mich (wie ein Walross schnaufend, denn so schnell schwimme ich für gewöhnlich nicht) ein Moppelchen im fetzigen Triathlonvereinseinteiler auf der fünf Kilometer langen Laufstrecke überholt hat. Und noch eine. Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt, fällt mir ein in der Hitze der Mittagssonne. Die Wade will krampfen, die Hüfte meldet sich als wolle sie gleich auskugeln, ach wo! Und die Läuferknie-Sehne links außen gabs ja auch noch! Ausgejammert – Bauch anspannen, in die Baumwipfel statt auf den Weg und die Moppelchen schauen. Daran denken, dass man nach Triathlonverbandsregel oben ohne laufend disqualifiziert wird, und sich das Geschwabbel vorstellen, wenn ein Frauenteam es darauf anlegte. TOWANDA! Dem anstehenden körperlichen Zerfall haben wir heute mal kräftig kontra gegeben, im Ziel klappe ich voller Glückshormone zufrieden zusammen…

Sportschau Kovalam Beach

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Mit bepflastertem rechten Ringfinger sitze ich zum Sonnenuntergang in der German Bakery, gönne mir seit Mumbai vor zwei Wochen mal wieder einen Cappuccino und schaue mir die Surfkünste anderer aus sicherer Entfernung an.breakfast_abhiscafe-0358
Sha, mein Surflehrer gestern, prophezeite mir, dass ich bald auch so ein schnittiges kleines Board surfen kann, nachdem er mich im white water auf den ersten Versuch aufstehen und surfen hat sehen. Als ich mir heute, ohne Surflehrer, den Finger beim Zurückhalten des Boards an der Leash bei einer über mich einbrechenden Welle aufschnitt, von dem surfboarddicken blauen fleck am Oberschenkel ganz zu schweigen, und mehr gegen die Wellen kämpfte als dass es mir gelang, sie ein paar Sekunden zu surfen, glaube ich da nicht mehr so schnell daran. Die drei Jungs aus Belgien, meine Nachbarn im frisch renovierten Zimmer über Abhis Café und unter dem auf der Dachterasse untergebrachtem Kovalam Surfclub, sprachen mir Mut zu, alles Übungssache, aber für heute ist erst mal Wundheilungspause. Für das indische Mittagessen, das traditionellerweise mit der rechten Hand gegessen wird, ließ ich mir diesmal einen Löffel geben, da Curry in der Wunde vielleicht nicht so angenehm ist;-) Immerhin habe ich das mit der Embryostellung in der Wellenwaschmaschine nach schmerzhafteren Blessuren meiner bisher vierwöchigen Surferfahrung langsam raus und dabei heute lediglich meine Oropax verloren.

Hühnerarsch bei Schlangengift und surfende Mönche

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So richtig angekommen in Indien bin ich noch nicht angesichts meiner täglichen IPad-Nutzung zur weiteren Reiseplanung und den vielen Ideen, die mir zu Kopf steigen und alle im internet zu recherchieren sind. Auch wenn es hier bei den vier hübschen Surf-Mönchen im Hare Krishna Ashram zu Mulki, dem Stützpunkt des Mantra Surf Club , nichts ungewöhnliches ist, im Internet zu surfen oder sich mit den aktuellsten Smartphones zu befassen. Wie die jungen Pärchen mit gut bezahlten IT Jobs aus Bangalore oder Mumbai, die hierher am Wochenende für einen Surfkurs kommen, als auch die Dorfbewohner Mulkis, deren Behausungen nicht einmal über fließendes Wasser verfügen. Sanjeev Bhaskar schreibt treffend in seinem Reisebericht ‘India’

is there a brandnew breed of super underclass rising in India? Those ‘have nots’ without even a mobile phone?

mulki_nachbarschaft Während ich hier das beste Zimmer gebucht habe, mit Veranda und Flussblick unter Kokosnusspalmen, Insektenabweisenden Gittern an den Fenstern, schönem Durchzug, Licht, Steckdosen, wobei in einer ein elektrischer vanilleduftzerstäuber steckt, und einem Bad mit zwar spärlich aber fließendem kalten Wasser, schaue ich auf die benachbarten Wellblechhäuschen mit zugehörigem Brunnen, aus dem das Wasser in den krügen kommt, mulky-0054mit denen sich die Bewohner im Palmenwald duschen, oder mit einem Waschbrett die Wäsche waschen. Die Kinder strahlen mich alle an, sagen ganz cool ‘Hi’ und kichern etwas von ‘English’. Für ein Foto mit meinem teleobjektiv posieren sie freudestrahlend. Gedanken, dass ich hier ausgeraubt werde, mache ich mir keine. Dafür sorgt die Hindu Religion und dessen Philosophie der Wiedergeburt in ein vielleicht besseres Leben.

Das Metzgergleichgewicht

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Über meinen Metzger habe ich mich lustig gemacht. Vor einigen Wochen. Er trug ein, an seinem kräftigen Metzgersunterarm viel zu mädchenhaft aussehendes weißes Accessoire, auf dem ich vergeblich ein Ziffernblatt suchte. Ganz vage assoziierte mein Hinterstübchen irgendetwas, das ich mal an einem Stand bei einem Sportereignis gesehen haben muss mit einem physikalischen Phänomen, und so schoss mir doch in den Kopf zu fragen, ob der Fleischfachmann, der mir auch schon anbot, mir mein Fahrrad als Pfand abzunehmen, sollte mein Kleingeld nicht ganz fürs Rumpsteak ausreichen, damit denn Geld anziehe. Die Kundschaft im Laden witzelte auf seine Antwort mit dem Gleichgewicht und der Kompensation störender Funkfrequenzen über die Energetisierung von Wurst durch ein Silikonband mit eingefasstem Hologramm.

20120801-071806.jpgEine Woche später.
Auf einer Breitensportveranstaltung mit Beteiligung umliegender Sportfachgeschäfte sehe ich einen Stand mit einer Vielzahl von Metzger energetisierender Armbänder im Angebot. Ich erzähle meiner Schwester angeregt von meinem hiesigen Schlachter. Eine fescher Verkäufer lässt uns auf einem Bein stehen und schwuppdiwupp hat die Maroni auch ein Metzgersband am Arm und findet sich einen Tag später auf der Slackline zum Test wieder, um eine Erklärung zur Funktionsweise des überteuerten Placebos zu finden. Fakt ist, dass ich mich an Tagen, ohne mir die Existenz des Armbands bis zum Ablegen am Abend wirklich bewusst gemacht zu haben, leistungsfähiger und weniger gestresst vorkomme. Drei Wochen später erkennt mich der Mitarbeiter eines amerikanischen Kunden als ebenbürtiges Mitglied der energetisierten Menschen in Balance an. Klagen gegen den Hersteller hin oder her. Glauben versetzt keine Berge, aber kleine Schritte auf einer Slackline.