El fugitivo

leibesertüchtigung, Pepino's Blog, plapperlaplapp, TEXT

Meine Mädels haben mich heute morgen in Allerherrgottsfrühe – um 9 Uhr – vom Sofa geworfen, mir lieblos Trockenfutter in meinen Napf aus ausrangierten Tupperdosen geworfen, mein Fell hübsch glattgebürstet und mich ohne eine kleinste Chance Wasser zu lassen ins Auto gepackt und dabei was von “wir machen das alles nur für dich” und “Hundekindergeburtstag” gefaselt. Normalerweise fahren wir doch ungebürstet auf  diesen Miniplatz zu Matti, dem kleinen Scheißer, der sich immer lächerlich mit mir um die Leckerli bewirbt und immer verliert; Fe, die immer dumm rumbellt, nur mit mir spielen will und dann heult, wenn ich sie beiße; und Mila, die sich irgendwie doch sehr resistent bezüglich einer Jagdpartnerschaft verhält. Aber die blaue Kiste von Auto (die ich leider mal vollkacken musste, weil die beiden Tussen dachten, sie könnten mich – mitten in der Wurmkur – um 5 Uhr morgens zum Flughafen und zurückkarren) fuhr in eine ganz andere Richtung. Das sehe und rieche ich schon, wenn die Mädels mir das Fenster runterkurbeln damit ich mein rosa Näschen in die frische Jagdluft stecken kann. Es war Sonntag. Etwa schon wieder in die Kirche? Das war am Freitag schon so kalt und trist da drin, dass ich da nicht mehr hingehen mag, vor allem nicht, wenn draußen die Sonne scheint und drin alle weinen.

Am Eingang kamen uns schon vier von meiner Sorte entgegen. Bisschen eifersüchtig war ich ja schon, weil ich sonst immer der Schönste im ganzen Land bin. Der Pudelclub hatte drei voneinander abgetrennte und angeblich sicher eingezäunte Bereiche. Das sollte einen Podencotreff geben heute, weil der Pudelclub zu wenig Pudels hat die das Gelände nutzen. Vielleicht brauchten sie aber auch nur jemanden, der die Wiese umgräbt, oder die Zäune auf Tauglichkeit testet. Stiftung Warentest – da könnten mich meine Frauchen mal bewerben, dann könnte ich auch was zum barffen beitragen. Dachte ich und sah, wie die vier Hübschen mit ihrem Frauchen wieder abzogen, weil diese keine 5 Euro dem Pudelclub fürs Event sponsern wollte, um im Falle eines Falles ihren vier Hunden hinterherzurennen.

Nach mehrern Rückwärtsmanövern, bei denen sich mir immer fast der Magen umdreht, haben sie mich dann in einer interessanten Grünanlagengegend aus dem Auto gelassen. Da war ein Kleingartenverein der nach Tierchen roch, ein Tierheim, und – ich musste echt lachen – der Deutsche Pudelclub.  Kindergeburtstag. Echt! Kein Wunder hat mich die Lola heute morgen gebürstet. In Pudelclubs herrscht Dresscode. Da kann man nicht so out-of-bed antanzen und meinen man törnt die Mädels an.

Das Horoskop für heute: Essence: Separation, obtaining freedom

Zum Glück dachten meine Frauchen, sie müssten ja nur einem hinterherrennen und keinen vieren, und ließen mich unter Aufsicht auf den großen Platz zu den Windhunden. Weil die nur so dämlich rumstanden, dachte ich, bring ich mal Schwung in den Laden und zeige ihnen gleich mal den Ausstieg über den Grill in die Küche des Pudelclubs, wo Schinken- und Käsebrötchen für die Herrchen und Frauchen vorbereitet lagen. Das war doof, Lola hat mich gleich wieder zurück auf die Wiese verfrachtet. Zweiter Versuch. Ein bisschen das Spielkind beim Kindergeburtstag vortäuschen und unauffällig mit den Windhunden in Richtung Gestrüpp am Ende des Platzes. Da gab’s bestimmt was zum Durchschlüpfen. Der Windhund – eine echte Sissy! Hatte Schiss vorm Herrchen und ist auf Pfiff zurückgelaufen. Na denn … Mittlerweile kam die lahme Ente von Frauchen angelaufen, die gestern schon meinte, sie müsse mal wieder mit mir an der Ruckdämpferleine joggen gehen. Schaden tät’s ihr ja nicht. Immerhin hat sie heute schon mal ankündigend die Laufschuhe angezogen für den Pudelclub. Die ist aber auch so ne Nummer: macht immer eine auf Leistungssportlerin und wackelt dann so langsam vor mir her, dass man sich im Lauf die Schnauze zwischen ihren Knien kratzen kann…

Da können wir Abhilfe schaffen, dachte ich, und schlüpfte durch das Loch im Zaun auf den Feldweg, während die kleine Maroni sich noch im Gestrüpp verfing. Näänänänäänää…
Meine Mädels müssen jetzt erst wieder zurück über den ganzen Platz laufen, weil der Rest des Platzes für dämliche Pudel und Menschen ja tatsächlich eingezäunt ist. Das gibt mir 300m Vorsprung in der Freiheit! Sowas nennt man Podenco-Party. Ich bin begeistert! Meine Mädels kommen auch mal wieder in Bewegung anstatt faul auf dem Fahrrad zu sitzen und sich von mir ziehen zu lassen. Nach einer Weile sehe ich Marion die mir wild entgegenfuchtelt und meinen Namen schreit. Cool! Auf dem breiten Weg kann ich locker an ihr vorbeitraben und einen auf Personal Trainer machen. Wo anders zahlt die dafür auch noch. Unglaublich! Das Geld könnte sie besser in Putenschnitzel und getrocknete Känguruleckerlis bei Martha & Lotte investieren. Also – aufi geht’s – komm! Ein gelegentlicher Blick über meine Schulter verriet mir, ob sie ich sie noch bei der Stange halte. Kleine Challenge – wir spielen Verstecki. Einmal sinnlos über das Fußballfeld .. hihi.. Ah – und da wären wir ja wieder. Der Parkplatz beim Kleingärtnerverein. Aber unser Auto ist weg. Komisch. Sind die ohne mich weggefahren? Ich werde unsicher. Aus allen Ecken schreit’s Pepino. OK. Alles klar. Da kommt meine lahme maroni auch schon angewackelt. Nächster Warentest: der Maschendrahtzaun in den Kleingartenverein. Dipp dipp dipp. Gestripp Gestrüpp Gestrapp. Mist. Ich pass nicht durch. Und Frauchen ist mir auf den Versen. Mit Sonnenbrille durch den Dornenbusch. Ironwoman. Geht doch.  Und packt mich am Fell.