- Dezember. ICA Maxi in Nacka. Wollte eigentlich nur schnell Kartoffeln wiegen – und erlebe stattdessen eine kleine soziolinguistische Weihnachtsstudie.
Da steht man also geduldig mit seinen Kartoffeln an der Gemüsewaage, wählt – endlich an der Reihe – die festkochende Sorte aus, druckt das Etikett, erblickt Rote Beete in der Auslage daneben und denkt: Perfekt für eine Suppe, die mich über die Feiertage trägt. Etikett drauf, 10 Kronen, alles korrekt. Dachte ich.
Doch dann diese ungeduldige blonde Erscheinung, die mich auf Englisch (!) darauf hinweist, dass ich gerade beim Wiegen die falsche Sorte Knollengemüse ausgewählt hätte. Polkabetor (RIngelbeete) müsse ich auswählen. Viel teurer – aber definitiv „richtig“. Muss sie ja wissen. Schließlich ist nichts so authentisch wie eine Englisch sprechende Person, die mich im schwedischen Supermarkt über schwedisches Gemüse belehrt.
Im Gerangel mit Etikett und Knolle fällt mir eine Rote Bete zu Boden. Die Blonde zeigt sich plötzlich hilfsbereit, hebt sie auf, legt sie zurück – und druckt mir beherzt ein Etikett für die doppelt so teuren Polkabetor. 20 Kronen. Voilà.
Mein entsetzter Hinweis auf den Kilopreis der losen Rote Beete und die fertig verpackten Rödbetor direkt daneben führt dazu, dass sie sich zu ihrem diskret schweigenden Partner umdreht, ihn auf Deutsch mit österreichischem Akzent belehrt, dass man das Gemüse ja eigentlich gar nicht wiegen müsse, schnappt sich eine fertige Packung – und lässt mich einfach stehen. Mit meiner Rote Beete und angeschlagenen Würde.
Vielleicht wäre es an der Zeit, gewissen Sprachgenossen zu erklären, dass man sich vor missionarischem Eingreifen in fremde Wiegeprozesse erst einmal mit schwedischen Gemüsenamen vertraut machen sollte. Besonders im vorweihnachtlich stressigem Einkaufsgetümmel. Besonders, wenn man anderen ihre Sprachkompetenz abspricht.
Aber gut – Weihnachten ist ja auch das Fest der Menschlichkeit.
Und der Demut.