Indien wird immer heimeliger, je weiter ich in den Süden der Provinz Kerala komme. Nach sechseinhalb Stunden Zugfahrt von Kannur nach Kochi(Cochin) im kühlen Abteil der Bessergestellten (Seat, 2AC), für welches mir mein Kollege Rahul aus Bangalore online eine Fahrkarte besorgt und spendiert hat (380 Rupees), werde ich im Stadtteil Ernakulam bei John’s Residency sofort fündig für eine Übernachtung. Man tut gut daran, sich den ungefähren Ort der Unterkunft anhand des Stadtplans im Lonely Planet gut einzuprägen, um dem Auto-Rickshaw Fahrer den Weg zeigen zu können;-) Ein Smartphone mit einer offline Map wäre manchmal doch praktisch, denn ein IPad geht einfach nicht in die Hosentasche.
Ein geschmückter Christbaum ziert das knallgelbe Foyer der Unterkunft, an einer Pinnwand hängen Flyer zu Tagesausflügen, eine Schweizerin bittet um Internetzugriff, und ich bekomme für 650 Rupien eine um Welten bessere Unterkunft (als in Kannur) mit ruhigerem Zimmer zum Hof, und lasse mich gleich von John (wobei ich nicht weiß, welcher der beiden Männer nun John ist – der mit der Glatze und dem Metallica T-Shirt, oder der kleinere, eher indisch aussehende Mann, der mir von seinem früheren Job in einem Supermarkt in Saudi-Arabien erzählt) zu einer Ayurveda Massage in einer ‘Clinic’ überreden, wohin mich der Auto-Rickshaw Fahrer nach mehreren Nachfragen auf dem Weg schließlich bringt.
Ohne eine Vorstellung der literweise Öl zu haben, die während einer Ayurveda Massage über mich gekippt werden, schäme ich mich für mein ungeduschtes Verschwitztsein und will mich erst waschen. Aber die korpulente Masseurin sagt mir you woman, i woman, no problem, bindet mir einen Baumwolltuchfetzen um die Lenden und schrubbt in einer geschwindigkeit über meine verspannten Gliedmaßen, dass ich Angst bekomme, von der schnell öligen Massageliege herunterzuflutschen. Gegen Ende der Massage wird mir gleich klargemacht, dass es sich hier schickt, Trinkgeld zu geben, Madam, Tip, Tip, vorher will ich mich aber irgendwie des Öls befreien und angezogen sein, wofür ich um ein Handtuch bitte. Stattdessen – Dusche, indische Art. Das Bad des spartanischen Massagesalons ist ein zirka drei Quadratmeter langer Durchgang zwischen zwei Räumen mit einer Toilette (Marke Hindware, wie überall, wobei ich mir Hindware auch gut als Namen eines indischen IT Unternehmens vorstellen könnte), einem Plastikhocker, mehreren Wasserhähnen, Eimer und was ich aus dem Bootsport als Ösfässchen bezeichnen würde. Ich bekomme ein Stück Seife in die Hand, soll mich auf den Hocker setzen und werde mit warmem(endlich, seit langem mal wieder) Wasser aus Eimer und Eimerchen begossen. Zum Abtrocknen reicht mir die Masseurin einen Lappen. So weich hat sich meine Haut schon lange nicht mehr angefühlt.
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