Ryanair Flug FR5502. Das Sanfte-Landungs-Täterätä erschallt aus den knackenden Lautsprechern, die Anspannung der Passagiere bei der Landung löst sich auf in unruhiges Taschenkramen. Mein Ausblick fällt auf einen von Telegrafenmasten gesähten Berg, worauf der Kommentar einer Passagierin – ‘isch hoff dass isch hab Netz’ – doch etwas befremdlich daherkommt. Es ist offenbar die ständige Erreichbarkeit, die uns als allererstes bei Ankunft am Urlaubsort beschäftigt.
Es macht auch vor mir nicht halt, ich krame meinen Knochen von mobilem Telefon hervor und schalte ein, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann, dass mich die Autovermieterin am Flughafen erwartet, und dass ich sie auch erkennen werde. Auch dass der Schlüssel für die Ferienwohnung schon am altbekannten Platz hinterlegt sein wird, hätte ich ohne SMS meiner Gastgeberin wissen können. Ich hätte das Telefon zuhause lassen können, und alles würde trotzdem irgendwie klappen. Ich bin bewusst hier um abzuschalten, mich und das Smartphone. Nicht erreichbar zu sein, höchstens für Terminänderungen der Massagen. Dinge nicht so genau nehmen zu müssen wie sonst im Berufsalltag, über Unzulänglichkeiten der Mitmenschen mal hinwegzusehen statt mich selbst damit zu belasten indem ich mich darüber beschwere.
Eigentlich wäre das nicht unbedingt notwendig gewesen, dass mir die Autovermieterin nach zwei Tagen den Wagen ersetzt, nur weil ich nicht imstande bin, die Kupplung zu drücken mit einer Kraft, die das Auto PS hat, damit der Wagen überhaupt anspringt. Aber ich stand dann doch mehrmals einige Minuten, zum Teil hilflos in einer Einfahrt, bei der mir der Motor abgesoffen ist und beim versuchten Neustart keinen Mucks von sich gab. So wurde aus einem Toyota Yaris ein Fiat Panda, der auch im Leerlauf anspringt. Obwohl ich im Nachhinein denke, dass ich nach ein paar Tagen Eingewöhnungsphase vermutlich auch keine Schmerzen mehr im Kupplungsfußballen haben werde und dann die Challenge mit dem für den Surfboardtransport vorbereiteten Japaner auch bewältigt hätte.
Zurück zum Flughafenparkdeck Arrecife. Während Toña mit mir den Vermietungspapierkram erledigt, lege ich langsam meine deutsche Bloß-nicht-übers-Ohr-hauen-lassen-Anspannung ab und vertraue. meine Frage wegen vorhandenen Schäden am Fahrzeug winkt sie mit ‘no problem’ lachend ab und zeigt mir eine kleine Schramme. Ich muss an den penibel mein Macbook begutachtenden Mannheimer Apple-Fachverkäufer denken, der jeden vorhandenen Kratzer, von denen ich bis dato gar nichts wusste, auf dem Serviceauftrag notierte, nur um sicherzugehen, dass ich nicht bei Abholung den Händler für die Schönheitsfehler haftbar mache. Die deutschen Unternehmen wissen nur zu gut, warum sie das machen. Und die kanarischen Insulaner wissen, warum sie das mit ein paar Kratzern auf einer Insel mit vulkanischen Schotterpisten nicht so eng sehen.
Beim Betrachten der Autoreifen auf den rostigen Felgen fühle ich mich angekommen im Urlaub und Fünfegradseinlassen. Die nicht mehr einsetzbaren Reifen, die ich beim deutschen Reifenhändler als Unterlage für meine alte Segeljolle erhalten habe, ja fast sogar fürs Entsorgen hinterhergeworfen bekam, sind besser erhalten als die meines Mietwagens. Auf meine Frage nach der Leistung des 95 sin plomo Motors zuckt Toña mit den Schultern und antwortet etwas mit Mille. Ich bin sehr gespannt, was ich aus dem kleinen Toyota gleich rausholen werde auf der Rauschefahrt In den Norden Lanzarotes.