Luxusproblem Firmenwagenbestellung

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Auf Anforderung meines Brötchengebers und anstehendem Bedarf eines Kraftfahrzeugs mit Anhängerkupplung (Traktor?) beschäftigte ich mich die vergangenen Abende mit den Online-Konfiguratoren diverser Autohersteller und Probefahrten in die engere Auswahl kommender PKW. Diesmal wollte ich mich offener gegenüber anderer Automarken zeigen und gab neben dem chinesischen Laden, der mit schwedischem Lebensgefühl um dafür anfällige FahrerInnen wirbt, aus Solidarität zu meiner Frankophilie (oder besser gesagt – Italien stämmigen wallonischen Französischlehrerin) der Marke Renault eine Interessensbekundung. Nicht zuletzt deshalb, weil mir der einst in Arlanda zum Zwecke eines Transfers von 5 Personen mit einem Gepäckumfang für einen zweiwöchigen Segeltörn geliehene Laguna Grand Tour vom Anti-Spießer-Index, Design, Platz, Komfort und günstigerem Preis ganz gut gefiel.

Nun ist mein Hauptkriterium eigentlich die regelmäßige Verstauung eines Fahrrads und sämtlichen anderen Freizeitequipments für die persönliche Bespaßung auf Dienstreisen, nebst möglicher Zuladung für mehrpersonige Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig möchte ich mich nach vier Jahren Pampersbomber mit begehbarem Kofferraum (VW Touran) wieder verkleinern,
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um die Anhängerkupplung und notwenig stärkere Motorisierung für eine 1.5t Anhängelast für schwimmende Ferienwohnungen bei gleichbleibendem Budget zu bekommen. Das ging ja auch mal – mit dem leider nicht mehr hergestellten Volvo V40 – wenn auch meine Französischlehrende mir mit meinen Ansprüchen und beim Anblick meiner werktäglichen Kofferraumzuladung (Longboard, Bademantel, Handtuch, Ersatzklamotten, Badeschlappen, Laufschuhe, Segelsack, Notebooktasche) zu einem Camion rät. Bild
Wohlgemerkt ist der Touran damit noch lange nicht vollbeladen. Mein erster Firmenvolvo anno 2005-2010 allerdings schon:Bild

Erste Probefahrt: die sogenannten schwedischen Ferienhäuser mit dem Panzermotor:

(n.) A small, swedish house with a panzer engine on the front and “HOWS MY DRIVING? 555-FUCK-YOU” stickers on the back. Throw as many bricks as you want at this volvo-you won’t dent it. [http://www.urbandictionary.com/define.php?term=volvo]

Die höhergelegte Cross Country Variante – ein Geschoss! Jedenfalls der 177 PS Testwagen mit Automatikgetriebe. Ich kam mir vor wie auf der Kart Bahn! Es war jedoch unter keinen Umständen möglich, ohne Demontage des scheibengebremsten Vorderrads mein Mountainbike unterzubringen. Zudem winkte mein (noch Volvo fahrender) Kollege ab – ‘Das ist ein Auto für Mädchen, also nichts für dich’.BildBild

Von meinen frankophilen Solidaritätsbestrebungen hielt ebensolcher, von mir für seine Meinung in vielen Dingen sehr geschätzter Kollege ebensowenig: rosten schneller, schlechtere Motoren, nichts für den Anspruch an einen Wagen der Kategorie Langstreckenkomfortabilität.  Wissen wollte ich es trotzdem! Der Verkäufer war sehr lustig, zuvorkommend und präsentierte mir nach Feierabend die automatische Sitzumklappfunktion vom Kofferraum eines Renault Laguna Grand Tour. Der Clou: die eher meinem Goût entsprechende untere Wagenklasse Mégane Grand Tour schlägt mit seinen 1600 L Kofferraumvolumen sowohl den Laguna, 3er BMW Touring (1500 L) und Volvo V60 (1241 L, vgl. V50: 1307 L) – Autobild tituliert also zurecht mit ‘Ein Volvo mit Ladehemmung’.

Die Fahrt im Mégane Kombi enttäuschte mich dennoch. Das Fahrgeräusch zu hochfrequent für meine empfindlichen Ohren, weder die französischen, schwedischen noch deutschen Stimmen des Navigationssystems gefielen. Die einzig in Frage kommende Außenfarbe (Flamenco Rot), zum Zwecke der Aufmischung des fast ausschließlich mit unfarbigen SUWs und Audis zugeparkten Servicemitarbeiterparkhauses meines großzügigen Arbeitgebers) gefiel mir nicht so richtig. Die Joystick-Bedienung der leistungsarmen Audioanlage irritierte mehr als dass es innovativ wirkte. Zum Leisestellen des Radios suchte ich vergeblich nach einem Drehknopf, hatte Rückenschmerzen und sehnte mich in die Sportsitze meines aktuellen Firmamobils zurück. Der 130 PS Dieselmotor zog nicht vergleichbar an wie der vergleichbare V60. Zwar hatte der Verkäufer auf meine Antwort ‘Fährt’ zu seiner Frage, wie die Probefahrt denn so war, ein passendes Argument: die GT Line des Méganes mit Sportsitzen und Medienbedienregler am Lenkrad. Und klangmäßig die Sonderausstattung ‘Bose Edition’. Das Argument trifft allerdings meinen äußerst empfindlichen Anti-Spießer Nerv.
Und wie es eben so ist – das Bauchgefühl und der erste Eindruck zählt. Zudem entdeckte ich alte Tagebucheinträge zu meinen Wünschen – und das war eben die Sehnsucht zurück zu meinem vorigen schwedischen Firmenwagen und einem Auto für Leute, die ihr Selbstbewusstsein in der Garage stehen haben müssen’. So einfach ist das. Und für alle, die genau wie ich wenig überzeugt von chinesischen Autos sind – der V60 wird in Göteborg – Torslanda hergestellt 🙂

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