Madame C war leicht unentspannt.
Niemanden würde ich zwingen, mein Boot zu besteigen. Ich lege es meinen Interessenten, die sich unter einem Segelboot (der Klasse Blandina, BJ 1980) garantiert mehr vorstellen als eine schwimmende Paranussschale mit abstehendem Gebälk nur nahe: Zu zweit paddelt es sich wesentlich effektiver zurück an Land und das formstabil- kenterfähige Sportgerät ist gemeinsam auch schneller wieder aufgerichtet. Zu zweit ertrinkt man zahlreicher als alleine.
Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und der Beschluss, sich nicht unter Windkraft fortzubewegen war gefasst – auch aufgrund der Tatsache, dass unser Vereinskassier laut dem von Madame C sogenannten ‘Siiindö Sie dèrrr Wa(c)hmann?’ schon seit Stunden am <Roche>-Horizont als okkasional paddelnd erkennbar war und daher unter Segel kaum vorwärts zu kommen schien. Dèrrr vermeintliche Wachmann mit dem Aufrollschnurrbart erwägte meine Außenbordleistung von drei Pferden auf Festland (das Boot fährt unter Motor schneller als wenn es drei Nilpferde ziehen würden, dessen bin ich überzeugt!) doch mal meiner Freundin-Française zu präsentieren und dabei dem Kassier Abschleppdienst zu gewähren oder zumindest vorbeifahrend das Beileid auszusprechen. Madame C zögerte aber war schließlich davon zu überzeugen, dass sie den Schritt auf den doch 50 Zentimeter vom Steg entfernt liegenden Bootsbug trocken schafft. Von den Spinnen an Bord erzählte ich erst später. Man stelle sich seinen größten Ängsten mit Konfrontation. Der Motor sprang an und ging von alleine wieder aus kurz bevor wir die Position das inzwischen wieder segelnden Kassiers erreichten. So konnte man sich wenigstens über das Wasser unterhalten. Der Kassier setzte wieder beide Segel und benötigte keine Hilfe. RUGBYs Außenborder sprang wieder an, als wäre nichts gewesen. War wohl nur kurz beleidigt, weil er einen Grashalm in die Schraube bekommen hat. Als hätte er nicht schon schlimmeres erlebt, das Wassergewächs geht ja glücklicherweise zurück, ohne dass die Radfee aus Trier mit ihrer grünen Plakette da war und bisschen Unkrautvernichter in das Mannheimer Hafenbiotop gekippt hat. Wir kurvten noch ein bisschen um den Kassier herum, um ihm weiterhin die Abschleppmöglichkeit anzubieten. Mir machte das einen Riesenspass. Madame C dagegen wirkte etwas bleich, lächelte aber höflich, nein lachte dann sogar, als ich ihr das Gefühl im Unterleib erläuterte, wenn man auf der Deckkante neben dem surrenden Außenbordmotor sitzt. Madame C – c’est un vibrateur! RUGBY hat daher ab sofort auch einen Namen, wenn er unter Motor gefahren wird. LE VIBRATEUR!
Madame C ist eigentlich Bodil Malmsten’s Nachbarin in ihren Erzählungen aus Finistère. Ich habe von ihr gelesen in Sista Boken från Finistère, der Fortsetzung zu dem auch auf deutsch erhältlichen Roman Der Preis des Wassers in Finistère. Die fiktive Madame C als Bild einer französischen Frau. Wie meine Madame C.
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