Handy Aufladestationen und Zitronengras zum Kloputzen

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tea_munnar-0241  Indien ist ein sehr reiches Land, erzählt uns Ragu, unser Wanderführer auf den 2300m hohen Marlbrei bei Munnar. Aber sehr korrupt, und das Geld verschwindet auf schweizer Nummernkonten oder wird für Übernachtungen in so preiswerten Unterkünften wie dem Vivanta by Taj Resort in Madikeris Kaffeeplantagen investiert, wo eine Übernachtung so viel kostet wie das monatliche Einkommen eines unausgebildeten Arbeiters (18 000 Rupees – 250 Euro). Eine Teepflückerin verdient 200 Rupees am Tag, bei einer 6-Tage-Woche. Kein ehrlich verdientes Geld lassen hier die Inder, die sich so ein Hotel leisten können, so Chennappa aus Madikeri, der ungefähr genausoviel jährlich Schulgeld für seine Tochter bezahlt.
Druva aus dem Surfer Ashram fügte dessen noch hinzu, dass die Inder einfach nicht wissen, wie sie ihren Reichtum einsetzen, im Gegensatz zu den Chinesen.

Will man den Wohlstand eines Landes am Vorhandensein von Mülltonnen ablesen, wie Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran erzählt, dann wird das hier schon schwierig. An Stränden und Parks, für die man Eintritt bezahlt, findet man welche. Ganz lustige sogar! Auf größeren Bahnhöfen ebenso. Aber dort Ist es leichter, eine kostenlose Steckdose zum Aufladen von Handies oder Notebooks zu finden als einen Mülleimer. Am Flughafen sind die Ladestationen sogar noch fortschrittlicher mit einer Auswahl an Ladekabeln der gängigen Mobiltelefone. Den Haltern von Zugtickets der Upper Classes werden sogar Sitzplätze in Wartesälen zugestanden, Männer tragen ihren 2nd Class (Zugticket) Frauen das Gepäck in den women onlyWartesaal, und werden, wenn sie sich darin zu lange aufhalten von der Klofrau angemault. Die Metallsitzbänke am Bahnhof Ernakulam Junction sind gesponsort vom hiesigen Lions Club.
busstopKerala-1000235Wer an indischen Bahnhöfen jedoch ein indian_bus-1000239Starbucks Café zum Wartezeit überbrücken erwartet, ist im falschen Land. Die sind dann in einer Shopping Mall, wo arme leute schon am Security check am Eingang abgewiesen werden.
Machen fensterlose Lokalbusse auf längeren Strecken wie hoch in die berge nach Munnar Teepause auf Busbahnhöfen, betreten manchmal Bettler wehklagend den Bus. Angenehmer sind die Chai-, Pakoda- oder Mandarinenverkäufer, die die Früchte als Orangen bezeichnen.

Dezember ist in Indien Hauptsaison für Urlaube und Hochzeiten. Trotz des warmen trockenen Klimas vermisse ich die Vielfalt an exotischen Früchten, wie ich sie in Thailand in der Regenzeit genossen habe. Außer Limetten, Ananas, Bananen, Kokosnüssen, Äpfeln, Mandarinen und Granatäpfeln sehe ich keine anderen Früchte im Angebot. Bei der Teeplantagentour in Munnar entdecke ich blaue Blüten, vermutete Butterfly Pea, aus dem die Thailänder ein leckeres Getränk zubereiten, und frage Ragu nach dem Namen. Morning Glory ist seine Antwort und fängt an über die thailändische Küche zu lästern. Die essen geröstete Käfer und tun Zitronengras in die Suppen – damit putzen wir höchstens das Klo!

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