Was ich hier an heiligen Familienfesttagen alleine auf Lanzarote mache? ‘Ein Retreat, ohne genau zu wissen was ein Retreat ist’, beurteilt meine feurige Achtsamkeitsmitbewohnerin mit ihrem zwanzig Jahre jüngeren Tantrafreund in Casa Shakti bei een beetje koffie mein Dasein auf dieser magischen Überwinterungsinsel. In modernem Yoga wird der Begriff als Erholungsurlaub [de.wikipedia] verstanden bzw. Timeout vorm Stress und alltför hetsigt leverne – allzu hetzigem Dahinleben – in einer hälsoanläggning – Gesundheitsanlage 😉 übersetze ich schwedisches Wikipedia mal direkt, weils so nett klingt.
Bei einem Retreat steht man um 5 Uhr auf und meditiert, wie das bei den Surfmönchen in Indien tatsächlich der Fall war. In der kanarischen Gesundheitsanlage stehen meine Mitbewohnerin us dr Schwyz, die Iiiwonn, und ich auf, weil um 8 Yoga auf dem Programm steht. Leider wurde daraus wegen kranker Yogalehrerin nichts, so kamen wir jedoch in Yogaklamotten in den Genuß eines wunderschönen Sonnenaufgangs nebst Verbesserung meines Schwyzerdütsch: Neben Chhhhuchhhhichhhhaschdli kann ich jetzt auch das Hüttengericht Hörn(d)li, G’hachhhets ond Öpfelmuas aussprechen und habe die Wette gewonnen, dass man Restaurant nur in dr Schwyz mit Rrräääsch’dorant, nicht aber in Fraankreiisch auf der ersten Silbe betont. Ansonsten gestaltet sich mein rindfleisch-veganer Weihnachts-Retreat so, dass ich um 9 Uhr als erste wach mit zeronnenem Mandelmilchkaffee und glutenfreiem Müsli auf dem IKEA-Gartenstuhl mit Meerblick in der Sonne sitze, deutsche Hip-Hop Poeten wie Käpt’n Peng
und Prinz Pi höre oder mit dem Carver Longboard über die Terrasse gurke. Man könnte das auch als Herumalbern bezeichnen, was definitiv zutraf mit der Taufe der Quietscheente Jogeli in der Bucht von Los Cocoteros – und das kurz nach dem Feliz Navidad, an dem ich eine Janis Joplin anmutende Anhalterin mit strenger Alkoholfahne im Miezwagen mitgenommen habe.
Zur Spiritualität im Retreat verhalf mir barfuß eine Gehmeditation im dadurch sehr wärmenden vulkangesteinigen Sukkulentengarten der Gesundheitsanlage Shakti, sowie die spontane Radtour nach Nazaret. Weil da doch der Jesus herkommt, kam es mir tiefenent- und nackenverspannt auf dem Rennrad am Morgen des Heiligen Abends. Madame Shakti Massage gab wieder einmal in atemberaubender Professionalität alles um meine Wehwehchen zu lösen und die zuletzt gesundete Vinyasa Yogalehrerin motivierte zur Fortsetzung der Yogapraxis – auch mit Rheumagelenken.
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