Entspannung
Longboardende Unschuld
leibesertüchtigung, TEXTJetzt ist es raus! Ich wurde bei meinen täglichen Vergehen erwischt! Longboardfahren auf dem Firmenparkhausdach ist offiziell verboten. Steht in der Hausordnung. Erzählte er mir. Der mickrige Mann von der Sicherheitsfirma, der jenseits üblicher Feierabendzeiten um 19:30 im marineblauen Sicherheitsaufsichtsbehördenkleinwagen auf das oberste Deck des Parkhauses angefahren kam, gerade in dem Moment, als ich ein weiteres Video im Sonnenuntergang aufnehmen wollte. Als Mitarbeiterin des Unternehmens sollte ich das wissen, wies er mich auf meine Ordnungswidrigkeit hin. Als ich in der Firma zu arbeiten begann, gab es noch keine Longboards, also konnte ich mich diesbezüglich auch nicht mit der Hausordnung auseinandersetzen, beteuerte ich meine Unschuld. Und überhaupt wirbt mein Arbeitgeber sogar mit einem smarten jungen Herrn in Anzug und Longboard unterm Arm auf überall in den Gebäuden verteilten Hochglanzplakaten um Softwareberater. Der Herr sei aber bestimmt nicht in einem Parkhaus abgebildet, so der Sicherheitsfuzzi. Als Nicht-Mitarbeiterin müsste er mir für dieses Vergehen auf dem fast leeren Parkhausdeck ein Hausverbot erteilen. Ich packe mein Longboard ein und warte auf den Eintrag in meiner Personalakte. Immerhin sind seit einer Woche meine Punkte in Flensburg verfallen. Dafür gabs bestimmt drei neue in Walldorf 😉
Söderhamn. Eine Verliebtheit.
plapperlaplapp, TEXTVerliebt habe ich mich! In SÖDERHAMN. Vergangenen Freitag Abend. Es geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Er passt so wunderbar in mein Leben! Der Gedanke endlich mal wieder etwas Stabiles zu führen. Die Sache mit FATBOY war einfach eine zu lockere Angelegenheit, kaum setzt man auf ihn, lässt er einen gleich tief einsinken und zuletzt kommt man aus dem Schlamassel kaum mehr ohne Aufstehhilfe raus. Mir schmerzen die Gelenke, ich bin einfach schon zu alt für so moderne Sitzkissen. Doch SÖDERHAMN – auf ersten Blick entzückte er mich , der alte Südhafen, mit seinen Isundagrauen Augen.
Pünktlich zum Valentinstag soll er bei mir einziehen. Damit das mal ein Ende hat mit den heimlichen Dates bei Ikea, wo auch noch andere Kunden zuschauen wie wir uns berühren! Ich weiß, das geht jetzt alles ein bisschen schnell, aber einziehen heißt ja nicht gleich heiraten!
SÖDERHAMN ist ein Sofa. Da es sich um Neuware handelt, gibt es auch keine Komplikationen mit irgendeiner Ex oder gar einer noch bestehenden festen Beziehung.
Das mit dem gleich einziehen hat im Übrigen den Vorteil, dass ich zukünftig meine Gäste nicht wie bisher gleich ins Schlafzimmer auf mein Bett zerren muss für eine entspannende Nebeneinandersitzgelegenheit. Außerdem kann ein Sofa nicht so ohne weiteres wieder davonlaufen, sollte ich mal aus einer melancholischen Laune heraus das Klammern anfangen. Obwohl SÖDERHAMN ja Beine hat. Aber leider zu kurze;-)
Im Retreat
plapperlaplapp, TEXTWas ich hier an heiligen Familienfesttagen alleine auf Lanzarote mache? ‘Ein Retreat, ohne genau zu wissen was ein Retreat ist’, beurteilt meine feurige Achtsamkeitsmitbewohnerin mit ihrem zwanzig Jahre jüngeren Tantrafreund in Casa Shakti bei een beetje koffie mein Dasein auf dieser magischen Überwinterungsinsel. In modernem Yoga wird der Begriff als Erholungsurlaub [de.wikipedia] verstanden bzw. Timeout vorm Stress und alltför hetsigt leverne – allzu hetzigem Dahinleben – in einer hälsoanläggning – Gesundheitsanlage 😉 übersetze ich schwedisches Wikipedia mal direkt, weils so nett klingt.
Bei einem Retreat steht man um 5 Uhr auf und meditiert, wie das bei den Surfmönchen in Indien tatsächlich der Fall war. In der kanarischen Gesundheitsanlage stehen meine Mitbewohnerin us dr Schwyz, die Iiiwonn, und ich auf, weil um 8 Yoga auf dem Programm steht. Leider wurde daraus wegen kranker Yogalehrerin nichts, so kamen wir jedoch in Yogaklamotten in den Genuß eines wunderschönen Sonnenaufgangs nebst Verbesserung meines Schwyzerdütsch: Neben Chhhhuchhhhichhhhaschdli kann ich jetzt auch das Hüttengericht Hörn(d)li, G’hachhhets ond Öpfelmuas aussprechen und habe die Wette gewonnen, dass man Restaurant nur in dr Schwyz mit Rrräääsch’dorant, nicht aber in Fraankreiisch auf der ersten Silbe betont.
Nixbox
plapperlaplapp, TEXTDarüber will ich schreiben, denke ich, und springe damit von der Dusch-Box über die Wäschewasch-Box, mit Gedanken an die ‘was-esse-ich-nachher’ und Emotions-Box direkt auf die Computer-Box. Und offenbare damit der ganzen Welt, dass ich genau das keine habe. Eine Nixbox. Einfach mal nichts tun und nichts denken. In der Nixbox verweilen. Runterkommen. Innehalten. Schuldgefühle ignorieren die sich in Form von bekannten Aussagen wie ‘die faule Socke!’ oder ‘schaff was Mädle, damit was aus dir wird’ ins Unterbewusstsein drängen.
Der feine Unterschied in der Gedankenwelt bei Männern und Frauen ist die Nixbox, so erläutert uns der Älteste unserer Café Bande bei Cappuccino, Herrentorte, Tomatensuppe und Prosecco das Prinzip an einem Schachbrettmuster. Ein Mann kann gedanklich nicht direkt von einem Thema aufs nächste springen, also quasi von der Beruf-Box in die Familien-Box oder gar die (im Unterschied zum Frauen-Schachbrettmuster) stark vergrößerte Sex-Box, sondern muss jeden Wechsel über die Nixbox machen. Eine Nixbox kann man sich so vorstellen wie den Leerlauf eines Motors. Mir leuchtet sofort ein, warum der Motor des Schulungsboots im Segelverein ständig kaputt ist. War da eine Sportbootführerschein-AnwärterIN am Werk, die direkt vom Vorwärts- in den Rückwärtsgang geschaltet hat, ohne im Leerlauf innezuhalten? Seltsamerweise habe ich bei dem Unfug auch schon Männer erlebt, die direkt den Hebel umgelegt haben. Aber vielleicht waren das dann eben metrosexuelle Ausnahmetypen die zu viel Gala lesen, und denke dabei an meinen Gynäkologen. Gewiss ist – Angler haben eine Nixbox. Sonst würden sie dieser Beschäftigung nicht nachgehen. Mir wird nicht zugetraut, dass ich bei meinem ständigen Gequassel und unter Strom stehen eine habe. Und ein guter Freund, der auf der Arbeit seine Pausen einhält und einfach mal nixboxig in der Kaffeeecke sitze, wird vom Chef getadelt, er solle sich gefälligst ein Buch zur Hand nehmen, damit es nicht so aussähe, in der Abteilung würde nicht gearbeitet… Wobei ich mich dann wieder frage, wie der Chef Chef wurde. Garantiert nicht ohne Nixbox 😉
Um-ge-bung gaaanz gleich-gültig
die KatzeDen Doktor med. Stephan Frucht haben die Ärzte mir aufgehalst. Mit seiner ruhigen Stimme, bei der selbst die Katze auf den Rücken liegt und die Beine von sich streckt … bzw. sich prompt auf meinen tooot-aaal entspannten Bauch legt, während ich die linke Pobacke heranziehe.
Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen. Ach, meinte meine Freudin Theodora*, das haben sie mit uns in der Schwangerschaftsgymnastik auch gemacht. Prima Sache also. Die Stimme von Doktor med. Stephan Frucht und das esoterische Düdeldam im Hintergrund.
* Name von der Redaktion geändert
Yoga
leibesertüchtigungFühle mich inzwischen alt genug, um nicht kichernd auf der Gymnastikmatte zu liegen und letztendlich aus dem Zimmer verwiesen zu werden. Wäre zu Abizeiten, als meine Lehrer oft darüber sinnierten, ob sie mich Lach-Kädder nun vor die Tür setzen zum auslachen oder nicht, bestimmt nicht gegangen. Aber mit so Büroarbeitsplatz und den daraus resultierenden Verspannungen, sowie der Tatsache, dass ich wegen jedem quer liegenden Furz auf 180 bin und mir Ruhe vielleicht doch mal nicht schaden würde, habe ich’s heute doch mal gewagt. Yoga-Kurs. Eine Stunde auf Gymnastikmatten. Mit der Stirn zum Boden das blaue, müffelnde Nichts betrachten, linken Arm und rechtes Bein in die Materie strecken, die wir natürlich spüren, und darüber nachdenken, ob man jetzt gleich einen Asthma-Anfall von der Matte bekommt oder nicht. Manchmal durfte man auch an die Decke kucken, oder zur Übungsleiterin. Oder die Kolleg(inn)en links und rechts. Und wir atmen jetzt alle tiiiief ein. Spüren, wie die Erdenergie durch unsere Knochen und Venen geht. Und drehen uns dabei nach rechts. Mist, der Inder links von mir kuckt mich an. Typisch Fahrschulfehler, ich lerns nie!
Wann dürfen wir eigentlich wieder ausatmen – kann nicht mehr….
Jedenfalls – das war richtig gut. Ich habe nicht gelacht. Ich habe daran geglaubt. An die Energie. Und Einstein und überhaupt. Und fühlte mich besser. Abgesehen von den vielen eingerosteten Gelenken, die plötzlich bei jeder Übung schmerzten. Aber das wird schon. Mit der Übung. Hoffe ich zumindest. Meine Qualitätsmanagerin sagte mir, sie sei dabei eingeschlafen. Muss ich ja nicht.
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