Winterpokal

leibesertüchtigung

Unser Winterpokal ist beendet. Von 1.November bis 31.Januar waren Kollege Highdelbärund Kollegin Blitzschuh sowie meine Wenigkeit im großen Wettkampf. Es ging um nichts, außer eine Exceldatei, in der jeder dokumentierte, ob er sich in einer der gelisteten Disziplinen mal betätigt hat oder nicht. Wer zuviel machte, war selbst schuld, denn ein Spaziergang von mindestens 30 Minuten galt genauso als Leibesertüchtigung wie ein Ultramarathon. Ich habe trotzdem verloren. Mit der Kupfermedaille belegte ich den ersten Platz von hinten. Wie geil!  Dafür habe ich den ersten Winter ohne jegliche Erkältungskrankheit überstanden und meine winterliche Leibesertüchtigung im Vergleich zu den Vorjahren um ein Vielfaches gesteigert. In Fakten:
Meine neue Lieblingssportart ist: Spazierengehen
Leibesertüchtigung fand statt: 58 Mal, i.S.v. Laufen, Schwimmen, Radfahren, Yoga, Krafttraining und Spazierengehen. In den Vorjahren habe ich mich im gleichen Zeitraum bewegt (Radfahren/Laufen/Schwimmen):
2008/2009: 8 Mal
2007/2008: 16 Mal
2006/2007: 11 Mal

Einen großen Einfluss auf dieses Ergebnis und dadurch auch mein diesen Winter halbwegs stabil bleibendes Gewicht hatte auch die Tatsache, dass ich keine Wettkämpfe oder überfordernde Fahrradtorturen wie bisher in langer Vorausplanung in diesem Jahr anstehen habe. Ich muss gar nix. Und beim sporteln ist das ein unglaublich befreiendes Gefühl. Ich laufe, radle oder schwimme ganz einfach nur für mich und mein Wohlbefinden. Und nicht mehr mit dem unterbewussten Hintergedanken, dass diese Betätigung das notwendige Training für einen Wettkampf ist, derer ich 2009 dann doch innerhalb 7 Monaten 12 getätigt hatte.
Wie auch Profiradsportlerinnen in Karrierebeendigungsinterviews angeben, ‘sich nichts mehr beweisen zu müssen’, hat mich mein Monsieur Ménière im Herbst doch langsam zur Besinnung gebracht – und dank der grandiosen Winterpokal-Aktion gesünder gemacht und gehalten.

adım adım

leibesertüchtigung

Istanbul Eurasia Marathon. Auch Schnecksche wollte dabei sein. Der Asien-Europa-Brückenüberquerung wegen. Der Weg das Ziel, nicht das Finishen. Den Ohrenarzt vorher damit beruhigt, dass Schnecken wie ich garantiert nicht zur Dopingkontrolle müssen, auch wenn die bei meinem Kortisonkonsum der vorletzten Woche garantiert angeschlagen hätte. Und dass ich mir eine Labertante suchen werde, zum Zwecke des Streckenentertainments und damit Ausbremsens jeglicher hyperandrogyner ‘mir sin die wo gwinne wollet’-Ambitionen.

Ich traf einen Laberonkel: Ismail aus Adana. Ismail war Teil einer sich um einen mit einer Plastiktüte kopfbedeckten, selbsternannten Übungsleiter scharenden Gruppe aufwärmwilliger Sportsfreunde. Nachdem ich die Schlange vor dem Damenklocontainer fotografiert hatte, war ich auf der Suche nach neuen lustigen Fotomotiven. Das kam mir da gerade entgegen.

Ismail konnte kaum englisch, ich kein türkisch. Wir machten einen Deal: ‘You learn me Inklish, I learn you Turkish’, Hier ein kleiner Auszug davon:

adım adım – step step
şen ve ben – you and I
ben koş – I run
hoş mavi göz – nice blue eyes

Von meinen schönen gelben Haaren redete Ismail dann auch noch.
Auf der Reise trafen wir auch eine Finnlandschwedin, die ein Auslandssemester in Istanbul machte. Sie erzählte von Landsfrauen, die sich schließlich die Haare schwarz färben lassen, um in Ruhe gelassen zu werden.
So schlimm empfand ich die Sache mit meinem südtürkischen Laufgenossen noch nicht, obwohl ich in diesem das Beschützersyndrom erweckt haben muss,  denn bei der Massage im Ziel wurden mir plötzlich meine verschwitzten Haare hinters Ohr gestreichelt und ich musste mir prompt Gedanken darüber machen, wie ich aus dem Schlamassel wieder rauskomme, um den Weg zum Hotel ohne Begleitung antreten zu können. My friend, who is waiting for me in the hotel wurde dann doch noch zum boyfriend, woraufhin die logische Frage kam, warum dieser mich denn nicht im Ziel empfinge und ‘when will you marry?’

Es ist nicht so, dass ich den Heiratsantrag an meinen schwulen Freund nicht bereits im Sommer gestellt hätte, was meine Stockholmer Freundin letztens auch sehr befürwortete, denn ‘es gibt auch Ehen ohne Sex … meine zum Beispiel 😉 ‘.
Wie Ismail aus Adana bereits im Rausch des 15km-Laufes von sich gab, konterte ich mit seinen Worten – ‘as you said – if you marry you’ll only have problems’ und erklärte ihm entschlossen meine Absicht, den Rückweg zum Hotel alleine zu finden, womit die Sache geklärt war.

Heute bekomme ich nette Mitteilungen meines großen Charmeurs auf Distanz, mit dessen Wunsch, ich solle doch beim Antalya Halbmarathon starten und
‘I am fine too.I sad that you are ill. I miss you.Blue eyes (mavi göz) turkish.You are nice a girl.İt is werry nice day.Werry funny day.Your well come. I am a little use computer.sorry werry nice photos,’, die mir zeigen, dass meine eigennützige Laufstunde ein kleiner Schritt zur interkulturellen Verständigung waren. Mit den wenigen Worten türkisch, die mir Ismail beigebracht hatte, beeindruckte ich auf dem Rückflug die zwei neben mir sitzenden, in Deutschland lebenden Türkinnen ungemein. Auch unser Shuttle-Fahrer am Frankfurter Flughafen fuhr noch zackiger, vor Freude über den Ort unserer Reise, die Tatsache, dass wir mit Turkish Airlines geflogen sind (das Essen ist besser als bei LH), und unser perfektioniertes teşekkür ederim. Dankeschön.