Kopfkino

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Im Boutiquehotel pfeift der Wasserkocher der Marke Morphy Richards. Ich begieße den Teebeutel “Taste my Orient”, Geschmacksrichtung Feige, Blutorange, Zimt mit heißem Wasser und reflektiere den vergangenen Tag beim Teebeutelspruch

Gib jedem Tag die Chance, der Schönste deines Lebens zu werden.

Mark Twain

Vielleicht war das heute so ein Tag.

Schwarze Sechsecke mit einem Diameter von zwei Zentimetern sind das Muster des Badezimmerfußbodens. Die Wand ist mit grau glänzenden Rechtecken gefließt. Das Duravit Waschbecken zu klein um nicht bei jedem Händewaschen um sich zu spritzen. Die begehbare Dusche vergleichsweise groß zum Rest des Zimmers, wegen der 5° Dachschräge. Über dem Klopapierhalter ein per Bewegungssensor gesteuertes Licht, dessen Dauerbrennen mich während der letzen schlaflosen Nacht zum Entfernen der Magnetkarte aus dem Hauptschalter des Hotelzimmers bewegt hat. Die winzigen Fensterchen lassen sich bis zur Sicherung öffen und ermöglichen dass etwas Frischluft (und Totenstille) vom Katarina Kyrkogård ins dunkle Zimmer strömt, das ich meinen angetrunkenen Kollegen vor einer Stunde (selbst angetrunken) als Darkroom beschrieben habe. Cricke kennt sogar ein Lied dazu (von Paul McCartney). Mein Projektteam, von denen ich die meisten nur von letztjähriger (ebenfalls beschwipster) Zusammenkunft kenne, taugen gut für diesen schönen Tag.

Niemand weiß, dass ich die vergangenen 30 Stunden über den Soundtrack meiner Beerdigung (Radiohead – Last Flowers) – nein – Seebestattung – meine Asche in die Ostsee genau da, wo wir vorhin herumgeschippert sind – nachgedacht habe.

Und ein Schiff mit sieben Segeln und fünfzig Kanonen soll verschwinden mit mir