felgenLYRIK

felgenLyrik, Velo

Monnem Bike – DEIN RAD PROJEKT – mein Beitrag zur Kunst. Jetzt abstimmen!

Mannheim, die Stadt, in der die Räder laufen lernten. Wo alles begann.
Mannheim, auch die Geburtsstadt von Radsportpersönlichkeiten wie Rudi Altig, “die radelnde Apotheke”[1].
Mannheim, der Ort meiner Inspiration, das hiesige Gebabbel, Sprüche lokaler Poeten, oder Zitate von Radsportpersönlichkeiten in Form von Aufklebern auf Felgen zu verewigen.  Das Projekt FelgenLYRIK . Die Idee entstand beim Betrachten der Felge meines Stadt-Renners, bei dem sich die Typbezeichnung des Herstellers vom Schmutz des Allwetter-Stadtradelns langsam löste. 

Ödet Dich Deine Felge auch an? Mach’s wie beim Yogi-Tee!

Bald mehr FelgenLYRIK in diesem Blog-Theater.

Oder sende einfach dein Wunschgedicht, Felgenfarbe, Durchmesser und Profilhöhe an greenyoghurt . felgenLYRIK

[1] Ob es nun Zufall ist, dass in der ehemaligen Apotheke, gleich um die Ecke von Radsport Altig, ein Fahrradreparaturcafé eröffnen soll, bleibt dahingestellt.

die wahrnehmung des widerwärtigen

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Es gibt schönere Menschen zu betrachten als jene, die ihre sonnenverbrannten Bäuche, altgewordenen Tätowierungen und speckigen Oberarme auf Plastikstühlen vor den Kneipen, die mit Full English Breakfast, Kopparbergs Cider und der Übertragung des nächsten Chelsea Spiels werben, exponieren. Doch die sind glücklich, ich kann’s in ihren Augen seh’n, fällt mir Prinz Pi’s Deutsch-Rap-Poesie ‘Dumm ein und finde es irgendwie schicksalhaft ungerecht, sehnsüchtig auf Café con lecce und die süßen, glutenhaltigen Leckereien schauend strikt meine Diät einzuhalten und prompt am nächsten Tag mit noch stärkeren Schmerzen konfrontiert zu werden.

Widerwärtig. Das ist das Wort in Thomas Bernhard’s Skandalroman Holzfällen. eine Erregung und kommt mir dazu irgendwie in den Sinn, doch fehlt mir der Zusammenhang zwischen dem Künstlerehepaar Auersberger, das der ich-erzählende Autor von seinem Ohrensessel aus voller Abneigung betrachtet, und den Touristen, die sich in Costa Teguise die Bäuche vollschlagen, während ich zielstrebig zur Pasteleria marschiere, um mir wenigstens einen Cortado sin leccezu gönnen. Weder das Ehepaar Auersberger hat dem Schriftsteller etwas angetan, noch sollten mich Touristen stören, wo ich doch selbst einer bin. Aber ich empfinde es als widerwärtig. Und füge mir damit selbst Schaden zu.

Noch mit 80 in der Lederjacke

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Und am siebten Tage sollst du ruhen. Mit einer Erkältung, die ich mir sicherlich im klimatisierten Zugabteil, Ernakulams Shopping Mall und der Zugluft während der fast sechsstündigen Fahrt im fensterlosen KSRTC Lokalbus in die 1700 Meter hoch gelegenen Teeanbaugebiete um Munnar zugezogen haben muss, fühlt sich das Ausruhen in einem Korbsessel im Rose Garden Homestay am letzten Tag meiner einwöchigen Tour in die Bergregionen Karnatakas und Keralas wundervoll an.

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Als mich der gnädige Tuktukfahrer nach halbstündiger Holpertour in meiner ersten, luxuriöser anmutenden Unterkunft absetzt, liegen Kopfkissen zum Auslüften in der Hofeinfahrt des paradiesischen Pflanzenzuchtbetriebs, und Tomy, der Besitzer, ist gerade noch dabei, mit seiner Frau Raji mein Bett zu machen. Das Zimmer hat ein Bad mit richtiger Duschwand, Wasserkocher, ein paar Teebeutel eher geschmacklosen indischen Schwarztees, Instantkaffee und Milchpulvertütchen. Raji bringt mir Bananen aus dem Garten und etwas Gebäck. heiratsanzeigen-1Mehr braucht es auch nicht für einen  erholsamen Nachmittag im Korbsessel vor dem Haus und eines Spaziergangs durch den Garten der 500 Pflanzen. Als Lektüre bieten sich mir Heiratsanzeigen – Matrimonial Classifieds – nach Religion sortiert (Christian Wanted Bride, Hindu Wanted Groom, Muslim Wanted Bride) und ein schwedisches Frauenmagazin an, das mit aktuellen Weihnachtsdekotipps, Krampfadertherapien, Königin Sylvias 70.Geburtstag und einem Interview mit Marie Fredriksson tituliert, zu ihrem neuen Album ‘Nu’ (Jetzt) und ihrer Lebenseinstellung nach der Gehirntumorerkrankung:

Stress gibt es keinen mehr in meinem Leben, das Leben ist dafür viel zu kurz. Es ist schon tragisch genug, dass man krank werden muss um das zu kapieren.

Ihren rockigen Stil will mein inzwischen 55jähriges Jugendidol beibehalten:

Ich werde auch noch Lederjacke tragen wenn ich Achtzig bin!