Indian Coffee House, Kannur

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kannur-1Zwar bin ich außer dem Surfen auch wegen dem scharfen Essen nach Indien gereist, aber morgens ist mir wirklich noch nicht nach fritiertem und Chutneys, vor denen mich, wenn nicht gekocht, Chennappa warnte die Finger von zu lassen. Die erste Immodium hab ich vorsorglich gestern morgen vor der weniger luxuriösen Busfahrt durchs Bergland von Madikeri nach Kannur auf der Zunge zergehen lassen, nachdem mir vermutlich das Papad masala zu meinem Bier im aussichtsreichen Hotelzimmer im Mayura Valley View am Vorabend (bei dem das masala auf dem Papadam aus rohen zwiebeln, Tomaten, Erdnüssen und Koriander bestand) nicht so bekam.

Bei 30 Grad in der einer Million Einwohner umfassenden Hafenstadt Kannur an der Westküste im nördlichen Kerala angekommen ist mir hauptsächlich nach Trinken und schälbarem Obst, und vielleicht einem Milchkaffee oder -tee mit einem Bisquit aus einer Bakery. Meine Hosen kleben inzwischen mehr an mir vom Schweiß als das sie sitzen, aber irgendwie fehlt mir der Appetit.

Madam, Madam, where you from?

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Die Unterkünfte werden immer besser, GoldenRegencyKannur_badstelle ich heute Nachmittag triefnass geschwitzt vom Fußmarsch in Kannur fest, nachdem mich zuvor drei Hotels/Tourist Lodges um den Hauptbahnhof herum abgewiesen haben, von dem ich morgen früh meine Reise in den Süden der Provinz Kerala mit dem Zug fortsetzen werde.

Statt im weniger palastartigen Lonely Planet Budget Tipp Meridian Palace lande ich schließlich im Golden Regency, beschließe kurzum, dass ich nicht duschen werde und erfreue mich meines Seidenschlafsacks. Trotzdem heilfroh darüber, meinen um zwei Kilo Kaffeebohnen und Gewürze aus der Coorg Region schwerer gewordenen Rucksack endlich abstellen zu können und eine Bleibe für die Nacht gefunden zu haben. Was soll man klagen über 400 Rupees (etwa 5 Euro) in der Hochsaison, wo ich in Mumbai für einen leicht höheren Standard, wohl sauberer und mit Meerblick den zehnfachen Preis bezahlt habe…

GoldenRegencyKannur_zimmerKannur hat einen hohen Muslimischen Bevölkerungsanteil, was ein Grund sein kann, weshalb mir – alleinreisend in schlabbrigen jeans und einem Rucksack, höher als ich selbst – misstrauisch begegnet wird. Burkatragende Frauen sind hier keine Seltenheit, aber auch Frauen in blau-weißen Nonnengewändern begegnen mir schließlich am Payyambalam Beach.

Hühnerarsch bei Schlangengift und surfende Mönche

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So richtig angekommen in Indien bin ich noch nicht angesichts meiner täglichen IPad-Nutzung zur weiteren Reiseplanung und den vielen Ideen, die mir zu Kopf steigen und alle im internet zu recherchieren sind. Auch wenn es hier bei den vier hübschen Surf-Mönchen im Hare Krishna Ashram zu Mulki, dem Stützpunkt des Mantra Surf Club , nichts ungewöhnliches ist, im Internet zu surfen oder sich mit den aktuellsten Smartphones zu befassen. Wie die jungen Pärchen mit gut bezahlten IT Jobs aus Bangalore oder Mumbai, die hierher am Wochenende für einen Surfkurs kommen, als auch die Dorfbewohner Mulkis, deren Behausungen nicht einmal über fließendes Wasser verfügen. Sanjeev Bhaskar schreibt treffend in seinem Reisebericht ‘India’

is there a brandnew breed of super underclass rising in India? Those ‘have nots’ without even a mobile phone?

mulki_nachbarschaft Während ich hier das beste Zimmer gebucht habe, mit Veranda und Flussblick unter Kokosnusspalmen, Insektenabweisenden Gittern an den Fenstern, schönem Durchzug, Licht, Steckdosen, wobei in einer ein elektrischer vanilleduftzerstäuber steckt, und einem Bad mit zwar spärlich aber fließendem kalten Wasser, schaue ich auf die benachbarten Wellblechhäuschen mit zugehörigem Brunnen, aus dem das Wasser in den krügen kommt, mulky-0054mit denen sich die Bewohner im Palmenwald duschen, oder mit einem Waschbrett die Wäsche waschen. Die Kinder strahlen mich alle an, sagen ganz cool ‘Hi’ und kichern etwas von ‘English’. Für ein Foto mit meinem teleobjektiv posieren sie freudestrahlend. Gedanken, dass ich hier ausgeraubt werde, mache ich mir keine. Dafür sorgt die Hindu Religion und dessen Philosophie der Wiedergeburt in ein vielleicht besseres Leben.

Mumbai Horns / you give me money

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Dem Straßenverkäufer, der mir hinterherläuft und fragt ‘ do you like Mumbai?’ kann ich nur ein Schulterzucken erwidern. nach bekanntschaft mit Bettlern um das hotel ‘Taj Mahal Palace’ habe ich nicht mehr die größte Lust auf die Stadt, einen gelben Pmumbai-1unkt auf der Stirn, zwei Armbändchen mit Blumenblüten und leere Hosentaschen. Den nächsten bettlern, die mich beim Schnappschuss bemerkt haben, konnte ich so nicht einmal mehr 10 rupees in die hand drücken, weil ich ungefähr 700 den jungen frauen gegeben habe, die ich erst los wurde, als uns ein Polizist entgegen kam. Es fing an mit einem Greis, der für den gelben Punkt beleidigt den zehn rupees schein nahm. dann kam ein junges Mädchen, band mir Blumen ums handgelenk, wollte aber kein geld, sondern dass ich ihr Milch, Reis und Öl kaufe. Soweit so gut. Im laden wurde es dann etwas mehr Milch und der Händler tippte auf seinem taschenrechner etwas von 3100 Rupees – 45 €. Ich wollte jetzt nicht das Geschäft leerkaufen, gab dem Mädel die Scheine die ich hatte und wollte gehen. Dem nicht genug. ‘You pay with credit card’ , ‘give me Dollars’, ‘go to cash machine and get me money.’ Wow! Wie der kommentar des teigtaschenverkäufer am Strand auf mein ‘Yes, sure!’ zu seiner Frage ‘Are you married?’ Ein Ring an der hand genügt offenbar nicht zur glaubwürdigkeit, oder och sehe mit meinen Jetlag-Ringen unter den Augen so aus, als täte ihm mein fiktiver Ehegatte schon leid.

Dream Liner und komische Käuze

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Geschafft! Allen besorgten Kommentaren von Kollegen und Freunden entgegen sitze ich jetzt am Gate B48 am Frankfurter Allerweltsflughafen auf dem Weg zum Ashram Surf Retreat nach Südindien.

mumbai_streets-119:30 Den richtigen Check-in Schalter hätte man auch am Geruch erkennen können. Air India – A787 Your Dreamliner. Mit mir stehen indische Familien mit quengelnden Kinder und einer Masse Gepäck mit gewürzen, ein Ehepaar aus den 68ern, der Frau mit dem flotten kurzhaarschnitt und dem Mann mit den langen grauen haaren nach zu urteilen, und alleinreisende Mädels wie ich in der Warteschlange. Ich muss spontan an einen Kollegen denken, mit dem ich vor jahren in der Firma beim Tischkickerturnier als Team ‘Hot Chai’ angetreten bin. Eine Kaffeefahrt wird dieser Ausflug in den kommenden vier Wochen bestimmt keine werden.

21:15
Im Horoskop (tarot scope)in der Novemberausgabe von SHUB YATRA, dem Air India magazin, stehen die Sterne auf meiner Seite:
This is a time to find yourself and spend time meditating. Work will keep you busy. There will be some frustration with a friend or a colleague. Your finances will improve over the next weeks. saving is your priority.

La crisis de identidad

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Eine Fremdsprache lernen mit Vokabeln, die einem vielleicht ermöglichen, die Sehenswürdigkeiten des Gastlands zu beschreiben, ist Schnee von gestern. Meine Kollegin hat mir da just ein viel besseres Konzept zukommen lassen: Spanisch für Mollis und Müslis. Da bekommt man mal Lust, im Ausland über deutsches Kulturgut wie El ‘punk’ de Nina Hagen, ‘prima donna’ iluminada oder alternative Gelüste – Placeres alternativos auf spanisch zu beeindrucken.

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[ Quelle: Spanisch für Mollis und Müslis – Bernd S. Kamps, Rafael Recio, Patricia Bourcillier ]

Luxusproblem Firmenwagenbestellung

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Auf Anforderung meines Brötchengebers und anstehendem Bedarf eines Kraftfahrzeugs mit Anhängerkupplung (Traktor?) beschäftigte ich mich die vergangenen Abende mit den Online-Konfiguratoren diverser Autohersteller und Probefahrten in die engere Auswahl kommender PKW. Diesmal wollte ich mich offener gegenüber anderer Automarken zeigen und gab neben dem chinesischen Laden, der mit schwedischem Lebensgefühl um dafür anfällige FahrerInnen wirbt, aus Solidarität zu meiner Frankophilie (oder besser gesagt – Italien stämmigen wallonischen Französischlehrerin) der Marke Renault eine Interessensbekundung. Nicht zuletzt deshalb, weil mir der einst in Arlanda zum Zwecke eines Transfers von 5 Personen mit einem Gepäckumfang für einen zweiwöchigen Segeltörn geliehene Laguna Grand Tour vom Anti-Spießer-Index, Design, Platz, Komfort und günstigerem Preis ganz gut gefiel.

Nun ist mein Hauptkriterium eigentlich die regelmäßige Verstauung eines Fahrrads und sämtlichen anderen Freizeitequipments für die persönliche Bespaßung auf Dienstreisen, nebst möglicher Zuladung für mehrpersonige Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig möchte ich mich nach vier Jahren Pampersbomber mit begehbarem Kofferraum (VW Touran) wieder verkleinern,
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um die Anhängerkupplung und notwenig stärkere Motorisierung für eine 1.5t Anhängelast für schwimmende Ferienwohnungen bei gleichbleibendem Budget zu bekommen. Das ging ja auch mal – mit dem leider nicht mehr hergestellten Volvo V40 – wenn auch meine Französischlehrende mir mit meinen Ansprüchen und beim Anblick meiner werktäglichen Kofferraumzuladung (Longboard, Bademantel, Handtuch, Ersatzklamotten, Badeschlappen, Laufschuhe, Segelsack, Notebooktasche) zu einem Camion rät. Bild
Wohlgemerkt ist der Touran damit noch lange nicht vollbeladen. Mein erster Firmenvolvo anno 2005-2010 allerdings schon:Bild

Erste Probefahrt: die sogenannten schwedischen Ferienhäuser mit dem Panzermotor:

(n.) A small, swedish house with a panzer engine on the front and “HOWS MY DRIVING? 555-FUCK-YOU” stickers on the back. Throw as many bricks as you want at this volvo-you won’t dent it. [http://www.urbandictionary.com/define.php?term=volvo]

Die höhergelegte Cross Country Variante – ein Geschoss! Jedenfalls der 177 PS Testwagen mit Automatikgetriebe. Ich kam mir vor wie auf der Kart Bahn! Es war jedoch unter keinen Umständen möglich, ohne Demontage des scheibengebremsten Vorderrads mein Mountainbike unterzubringen. Zudem winkte mein (noch Volvo fahrender) Kollege ab – ‘Das ist ein Auto für Mädchen, also nichts für dich’.BildBild

Von meinen frankophilen Solidaritätsbestrebungen hielt ebensolcher, von mir für seine Meinung in vielen Dingen sehr geschätzter Kollege ebensowenig: rosten schneller, schlechtere Motoren, nichts für den Anspruch an einen Wagen der Kategorie Langstreckenkomfortabilität.  Wissen wollte ich es trotzdem! Der Verkäufer war sehr lustig, zuvorkommend und präsentierte mir nach Feierabend die automatische Sitzumklappfunktion vom Kofferraum eines Renault Laguna Grand Tour. Der Clou: die eher meinem Goût entsprechende untere Wagenklasse Mégane Grand Tour schlägt mit seinen 1600 L Kofferraumvolumen sowohl den Laguna, 3er BMW Touring (1500 L) und Volvo V60 (1241 L, vgl. V50: 1307 L) – Autobild tituliert also zurecht mit ‘Ein Volvo mit Ladehemmung’.

Die Fahrt im Mégane Kombi enttäuschte mich dennoch. Das Fahrgeräusch zu hochfrequent für meine empfindlichen Ohren, weder die französischen, schwedischen noch deutschen Stimmen des Navigationssystems gefielen. Die einzig in Frage kommende Außenfarbe (Flamenco Rot), zum Zwecke der Aufmischung des fast ausschließlich mit unfarbigen SUWs und Audis zugeparkten Servicemitarbeiterparkhauses meines großzügigen Arbeitgebers) gefiel mir nicht so richtig. Die Joystick-Bedienung der leistungsarmen Audioanlage irritierte mehr als dass es innovativ wirkte. Zum Leisestellen des Radios suchte ich vergeblich nach einem Drehknopf, hatte Rückenschmerzen und sehnte mich in die Sportsitze meines aktuellen Firmamobils zurück. Der 130 PS Dieselmotor zog nicht vergleichbar an wie der vergleichbare V60. Zwar hatte der Verkäufer auf meine Antwort ‘Fährt’ zu seiner Frage, wie die Probefahrt denn so war, ein passendes Argument: die GT Line des Méganes mit Sportsitzen und Medienbedienregler am Lenkrad. Und klangmäßig die Sonderausstattung ‘Bose Edition’. Das Argument trifft allerdings meinen äußerst empfindlichen Anti-Spießer Nerv.
Und wie es eben so ist – das Bauchgefühl und der erste Eindruck zählt. Zudem entdeckte ich alte Tagebucheinträge zu meinen Wünschen – und das war eben die Sehnsucht zurück zu meinem vorigen schwedischen Firmenwagen und einem Auto für Leute, die ihr Selbstbewusstsein in der Garage stehen haben müssen’. So einfach ist das. Und für alle, die genau wie ich wenig überzeugt von chinesischen Autos sind – der V60 wird in Göteborg – Torslanda hergestellt 🙂

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Mixtape 1991

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Meine neuen Nachbarn sind heute eingezogen (Frau Magenplass ist letztendlich doch ihrer Verstopfung erlegen): ein junges Pärchen (im Verhältnis zu mir), das einen Schallplattenspieler die Treppen hochträgt. Damit kommen sie bei mir schon mal gut an. Vielleicht könnte ich mich mit einer Einladung zum Saufen einschleimen, damit sie mir den mal zur Digitalisierung meines Heiligtums ausleihen: dem Remix Album ‘Dance Passion’ der ersten Schallplatte von Roxette aus dem Jahre 1986. Vielleicht lachen sie mich auch nicht aus.

cassettedeckThemawechsel. ich besitze noch eine Unzahl an Mixtapes, Slang für in mühsamer Kleinstarbeit mit einem Kassettenrecorder aufgenommene Musikzusammenstellungen.  Aus einer Zeit, als wir auch in der Lage gewesen wären, uns das Agathe-Bauer-Lied im Radio zu wünschen. Als Teenager und Möchtegern-DJane vor der Revolution des Internets und MP3 nahm sich unsereins auch gerne mal die Zeit, Freunden auf dem qualitätsverlustbehafteten Medium Musikkassette (MC) seine aktuelle ‘Playlist’, also seinen Musikgeschmack aufzudrängen. Um ein Mixtape zu erstellen, muss man nämlich für die gesamte Dauer der Aufnahme den Song aushalten, und gegebenenfalls neu aufnehmen, weil das Stück übersteuert wurde, oder äußere Einflüsse die Aufnahme störten, wie in ganz alten Zeiten, als man noch den Kassettenrekorder mit dem eingebauten Mikrofon ganz dich an den Plattenspieler stellen musste für die einwandfreie Aufnahme, und einen dann der Ruf von Mama ‘Essen ist fertig!’ zum Ärgernis wurde.
mixtape91  Eine gute alte Schulfreundin hat mir bei einem Besuch letztens überraschenderweise ein Mixtape aufgelegt, welches ich ihr 1991 erstellt habe und sie immer -zuleide Ihres Mannes- im Auto höre.
Beim Anhören verstand ich den Mann. Vor 22 Jahren wollte ich meiner bei mir zum Baywatch kucken ein- und ausgehenden Freundin einen ‘Megamix’ produzieren mit sekundenlangen Sequenzen meiner sagen-wir-mal 150 Lieblingssongs. Zukünftig halte ich mich beim Lästern über Plattenaufleger, die die Übergänge nicht hinkriegen, lieber zurück, und verbringe den Abend vor meiner Stereoanlage, mit meinem an den Auxiliary Eingang angeschlossenem IPad, auf das ich heute nachmittag per  iTunes die Hits von damals geladen habe, und warte das Ende von Billy Joels ‘We didn’t startthe fire’ ab, das ich mit ‘Run Run Run’ von Gyllene Tider und Belinda Carlisle ‘Summer rain’ in voller Fassung ‘recorde’ – Für meine Schulfreundin und ihre Familie, mit dem amerikanischen VW Golf, der noch ein Kassettendeck eingebaut hat, und eine Dachbox, weil sich damit rumzufahren so nach Urlaub anfühle, und welche vermutlich voll ist mit anderen Mixtapes von mir, die nur eine Minderheit der Fahrgäste aus nostalgischen Gründen zu hören vermag.

Serkan und der Erdogan

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Sein eifriges Kopfnicken, einhergehend mit einem breiten Grinsen war mir schon bei der ersten Begegnung sympathisch.
Ich kehrte gerade braungebrannt, vom Salzwasser blondiert, zurück aus einem Surfurlaub auf den Kanaren und hielt diesen jungen Burschen, der mir entweder in den unterirdischen Gängen des vierstöckigen Bürogebäudes in dem sich mein Arbeitsplatz befindet, oder beim Leeren unserer Papierkörbe in den Büros begegnet, für einen lanzarotischen Surflehrer. Wenn ich auch gerade von einer blonden Französin des Wellenreitens gelehrt wurde, so war dieser schlaksige, große Mann mit den schwarzen, mittellangen Lockenhaaren, denen schon die eine oder andere graue Strähne entspringt, wildem Bartwuchs und dem braungebrannten Gesicht, das sich bei jedem Freudestrahlen in viele Lachfalten zog, das Bild eines Menschen, der sein halbes Leben im Salzwasser zugebracht hat und seine positive Ausstrahlung daraus zog. ich verspüre seitHer Lust, diesen Menschen zu fotografieren.
meinen schwulen Freunden nicht von ihm zu erzählen wäre ein großes Versäumnis.

Aber jetzt hat er auch noch eine Frau, erfahre ich heute, als ihn seine türkische Kollegin in Bezug auf unser Gesprächsthema Occupy Gezi park, türkischer frühling, auch noch als Erdogan-Anhänger verpetzt. ‘Der will doch Arabien!’ Scherzt sie, ‘und – trägt deine Frau Kopftuch?’ Serkan schaut beschämt, aber selbst wenn sein deutsch besser ist als mein türkisch, bin ich mir nicht sicher, ob er seine der deutschen Sprache versiertere Kollegin überhaupt verstanden hat. Jedenfalls zeigt sich Serkan immer hocherfreut wenn ich mit meinem Speisekartentürkisch daherrede – Merhaba, Nasılnsız? üç Mal ın İstanbul gewesen. Worauf Serkan dann imer was auf türkisch erwidert und fragt Wann gehst du Urlaub? Wır gehn beıde susamme!
Mein Istanbuler Freund Mustafa hat mir vor Jahren einmal seine Bedenken zum aktuellen Regierungschef seines Landes geäußert, aus einem modernen Staat, der strikt die Trennung von Religion und Staat bis dato vollzog, soll ein muslimischer Staat werden. Was denn als nächstes folge, nach dem Rauchverbot in den Kneipen, um sich bei der EU einzuschleimen. Etwa ein Alkoholverbot?!
Etwas Positives habe der Erdogan aber trotzdem bewegt in der Türkischen Republik. Die Reformierung des Krankenversicherung.
So Serkans Kollegin, während Serkan unintressiert mein Longboard im Flur ausprobiert. Und dann haben wieder beide ihre Hände im Putzwasser. Nicht Salzwasser.

Zum Geschichten schreiben!!!

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Es gibt Tage wie diese, da überstürzen sich die Ereignisse, das ist einfach zum – Geschichten schreiben! Nicht, dass ich in dieser Zeit nicht schon andere Ausdrucksweisen benutzt hätte, um meiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, was man bei kühlerem Kopf dann nicht selten bereut. Aber jetzt, während einem Spaziergang am Wasser, dem Beobachten der Wellen, von einem Schiff aufgewirbelt, die ruhig ans Ufer schwappen und wieder gehen, kommen auch die Gedanken, und gehen wieder. Ein Diktiergerät wäre jetzt praktisch. Vielleicht entstehen auf diese Weise auch Geschichten. Die Künstlerin Katharina Franck macht das offenbar auch so, in ihrem Lied ‘Winter’ [ http://www.youtube.com/watch?v=uW6bHD6JsCE&sns=em ] . Oder wie sonst schreibt sie einen als Songtext verwendeten Brief auf dem Fußweg zum Bäcker. Zum Geschichtenschreiben nochmal! Und beim Überqueren der Straße knallen hinter mir zwei in der engen Straßeneinfahrt wartende Autos gegeneinander. Das Fahrzeug mit der Anhängerkupplung fährt auf das hinter ihm stehende drauf, um ein entgegenkommendes Fahrzeug in der engen Straßenabbiegung passieren zu lassen. Wer ist schuld?
Heute Nachmittag hätte ich die einmalige Gelegenheit gehabt, ein Polizeiauto zu klauen, dessen Fahrer in meinem Stammcafé Pause einlegt. Alles schon passiert, erwidert der zwinkernde Ordnungshüter und erzählt von Unfallaufnahme bei laufendem Motor und steckendem Schlüssel. Nicht zu fassen, denken wir uns. Bei der Gelegenheit erzähle ich Stunden später davon meinem Freund und Polizist in Pension. Mir kommen die Tränen. Bei ebensolcher Aufnahme an einem Hang bei nicht angezogener Handbremse. Die Kollegen drehen sich um und das Auto ist weg! Die Karriere zum Polizeioberst somit vergeigt. Kurze Zeit später taucht ein Bauer auf und erkundigt sich über die Zugehörigkeit des grün-weißen Wägelchens, das seine Scheune gerammt hat, zu den Beamten. Aufatmen.

Paraître intellectuel: Visitez un musée

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Lors d’un échange scolaire en 1992, auquel j’ai participé, je n’ai jamais compris pourquoi on nous entraînait à Versaille toute la journee, alors qu’aurait pu aussi bien visité le Louvre avec sa nouvelle pyramide en verre. J’avais quinze ans et je ne m’intéressait pas du tout à l’histoire, aux châteaux ou aux parcs et jardins. Sans aucun doute c’était la préférence de notre professeur de français qui nous accompagnait, puisqu’elle a organisé l’excursion à l’île de Mainau, quand nos correspondants nous ont rendu visite l’année d’avant. Ça n’était pas une inspiration pour s’intéresser aux musées ou à l’histoire. Peut-être que notre prof n’en pouvait plus de rester dans la grande ville avec des élèves d’un bled qui pouvaient seulement passionner pour la parfumerie des Galeries Lafayettes. La solution: un chateau ennuyeux dans la banlieue, éloigné du commerce…  …bien que j’étais fascinée par le bâtiment du Centre Pompidou…

Alors, dans ma jeunesse en Allemagne, j’évitais les musées  en général, sauf une fois quand j’ai visité une exposition sur l’impressioniste Cézanne à Tübingen. Juste avant j’ai déssiné la peinture ‘Soleil levant’ de l’impressioniste Claude Monet à l’école, à la peinture de l’eau. Ce tableau m’a impressioné avec son style, son motif – le port du Havre avec des barques de pêcheurs. Mais je croix que à ce moment-là j’y suis seulement allée pour paraître intellectuel dans la societé en regardant une exposition des beaux arts 😉 (pour la même raison j’ai lu le journal ‘Spektrum der Wissenschaft’ pendant quelques mois – je n’ai rien compris). 

Aujourd’hui, ça a changé. Heureusement! J’ai découvert que les choses ou l’art présentés dans certaines musées ou expositions m’inspirent. Il est possible que je cherche l’inspiration grace à un rêve où je suis artiste et j’expose une œuvre moi-même. Et quand on n’a pas de temps ou envie d’aller dans un musée, on peut composer son musée personnel dans l’internet, par exemple sur le site tumblr.com. Ou regarder des graffitis dans les rues d’une grande ville. 

Verstopfung

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Mannheim. Sonntag Morgen um 8:00 Uhr MEZ. Lola und Mala sind Nachbarinnen und haben sich in letzter Zeit häufiger zum gemeinsamen Laufen um und Eistauchen im See verabredet. Doch heute läuft alles anders. Beim Ankleiden in Badeanzug und Laufklamotten vernimmt Lola ein anhaltendes Stöhnen außerhalb ihrer Wohnung. Wer ist das, schießt es Lola ins Hirn, horcht an der Tür und identifiziert eindeutig ihre herzkranke, 77 Jahre alte Nachbarin, die ihr schon diverse Einzelheiten ihrer Gallen-OPs und nervigem Ex-Freund bei gelegentlichen Paketübergaben in der Türschwelle erzählt hatte. Lola vermutete Nachbarin Magenplass mit Herzinfarkt im Treppenhaus liegend.
Es ist 7:58 Uhr, Lola weiß, dass Mala am Pizzaladen um die Ecke stehen und auf sie warten würde. Lolas Hirn rast. 2 Minuten. Sie betritt das Treppenhaus und stellt fest, dass das Stöhnen direkt aus der benachbarten Wohnung kommt. Sie klopft, ruft Frau Magenplass, vernimmt einen stammelnden Hilferuf und rennt. Rennt zu Mala am Pizzaladen um die Ecke. Mala hat Erfahrung mit sowas, dachte sie. Nach kurzer Beschreibung der Situation folgt Mala Lola vor die Wohnungstür der stöhnenden Nachbarin. Mala horcht an der Tür von Frau Magenplass, ruft ihren Namen in den stillen Flur der noch schlafenden Nachbarschaft. Keine Reaktion, Die Frau stöhnt weiter. Lola trifft die Entscheidung und wählt 110 von ihrem Festnetztelefon. Der Polizeibeamte nimmt die Adresse auf und verspricht schnelle Hilfe durch einen Kollegen, die Feuerwehr und einen Krankenwagen.
Wenige Minuten später erreicht das Tatütata den Ort des Notrufs, fünf Feuerwehrleute, ein Polizist und ein Sanitäter stürmen Lola gefolgt ins Haus vor die Wohnungstür von Frau Magenplass. Der Feuerwehrmann klingelt an der Tür. Die einem Herzinfarkt erlegen gedachte Nachbarin öffnet verdattert im Nachthemd, entschuldigt sich bei den Beamten wegen ihres Aussehens und erklärt den Grund ihres Stöhnens mit ihrer Verstopfung. Aus Verweigerung der Schmerztabletten stöhne sie beim morgendlichen Stuhlgang.
Und so fuhren Lola und Mala auch an diesem Morgen beruhigt an den Badesee.

Achtung! Gesetzesbrecher!

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Mit dem Fahrrad in Zone 30 entgegen der Fahrtrichtung einer Einbahnstraße zu fahren, die nicht explizit für den Fahrradverkehr freigegeben wurde, kann durchaus als rechtswidriges Verhalten angesehen werden. Dabei auch noch bei Regen und schlechter Sicht über einen in Deutschland hergestellten – vermutlich ohne Zuhilfenahme arbeitender Kinder – Nabendynamo eine Fahrradbeleuchtung zu betreiben, die sich zwar mit dem Red Dot Design Award auszeichnet, aber nicht nach deutscher Straßenverkehrsordnung zugelassen ist, mag sowohl als Handeln entgegen der in diesem Land geltenden Gesetzgebung, als auch unvernünftig nach Kants kategorischem Imperativ ausgelegt werden. Dieser besagt:

Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.[§7 GRUNDGESETZ DER REINEN PRAKTISCHEN VERNUNFT in der KpV]

Manchmal möchte man aber auch einfach mal fünfegradseinlassen und eine Runde shoppen gehen in Mannheims Quadraten, an einem Samstagnachmittag. Die selbsternannten Hüter des Gesetzes sind dennoch immer und überall anzutreffen. Dazu müssen sie offensichtlich nicht einmal  ein Fahrzeug führen, das in diesem Land zugelassen ist.
Ich wurde heute von einem richtigrum in die Einbahnstraße abbiegenden grauen Mercedes Kombi der E (=ernsten) Klasse mit Berner Kennzeichen von der Fahrbahn abgedrängt, steige ab und schiebe mein Fahrrad auf den Gehweg. Der Mercedes mit dem schweizer Kennzeichen hält an und bedient seinen elektrischen Fensterheber. Ich halte inne und erwarte ein mit schweizerisch rollendem ‘R’ ‘Gruezi mitanand’ und vielleicht ein Kompliment zu meinem schönen Fahrrad mit den DT Swiss Felgen.  Stattdessen werde ich in akzentfreiem Deutsch auf meine Ordnungswidrigkeit hingewiesen: ‘Wissen Sie, dass Sie hier entgegen der Fahrtrichtung einer Einbahnstraße fahren? Das ist verboten! Ihnen ist schon bewusst, dass Sie dabei Ihren Führerschein entzogen bekommen können?’